Eine Muschel auf der Flucht

  • Hallo Naturfreunde,

    in der Rätselecke hatte ich ja ein Suchbild eingestellt auf dem eine Muschel zu finden war.
    Bei der Art bin ich mir nicht sicher denke aber das es sich um eine gemeine Teichmuschel handelt.
    Diese habe ich nach dem Fotografieren natürlich wieder umgehend ins Wasser gelegt.

    Allerdings für ihre Feinde gut sichtbar. Und im flachenWasser sind ihre Überlebenschancen nicht so gut.
    Wird die Muschel das erkennen und kann sie etwas dagegen unternehmen ?

    Dazu möchte ich euch eine kleine Bilderserie zeigen.
    Der dreieckige schwarze Stein am rechten unteren Bildrandkann als Bezugspunkt dienen.

    Kurz nach dem ich die Muschel abgelegt hatte öffneten sich die Schalen einen kleinen Spalt.

    Vorsichtig tastet sich der Fuß der Muschel heraus.

    Im Schneckentempo tatstet der Fuß den Untergrund ab.

    Und gräbt sich in den Boden ein.

    Hat der Fuß genug Halt gefunden wird der Körper nachgezogen.
    So geht es Schritt für Schritt vorwärts.

    Hey nicht schummeln !
    Die Muschel muss das alleine schaffen.

    So langsam kommt die Sache in Fahrt.

    Schubweise entfernt sich die Muschel und richtet sich dabei langsam auf.

    Da sie dabei noch etwas über die Wasseroberfläche heraus ragt kann man erkennen wie sie das Atemwasser ausstöst.

    Nun steht die Muschel schon in der richtigen Lage.

    Gut zu erkennen die Öffnungen durch die Wasser eingesaugt (unten mit dem Sieb ) und wieder ausgestoßen wird ( oben )

    Wie ein Schiff das Wasser durchpflügt die Muschel den Gewässerboden. Sand und Steine werden einfach zur Seite geschoben.

    Dabei werden die verräterischen Furchen erzeugt.

    Wie man sieht konnte die Muschel ihre Lage erkennen und korrigieren
    Sie hat sich aufgerichtet, in Richtung tiefes Wasser gedreht und sich darauf zu bewegt.
    Dafür das eine Muschel keine sichtbaren Augen oder Fühler hat doch gar nicht mal so schlecht. Oder ?

    Teichmuscheln können auf dem Gewässerboden umherkriechen und dabei den Untergrund auflockern und aufwirbeln.
    Der aufgewirbelte Schlamm wird eingeatmet, die Nahrung herausgefiltert und der Rest wieder ausgeschieden.
    Dabei leisten sie einen nennenswerten Beitrag zur Reinigung der Gewässer.
    Dadurch sind sie aber auch anfällig gegen Wasserverschmutzung und daher sind leider alle in Deutschland heimischen Großmuscheln in ihrem Bestand bedroht.

    Weitere Infos zu Muscheln und vielen anderen Weichtierenfindet ihr bei weichtiere.at
    Einer wie ich finde recht guten Seite zu diesem Thema.

    http://www.weichtiere.at/Muscheln/index…ssmuscheln.html

    Ich hoffe ich konnte euch ein leider wenig beachtetes Tierein wenig näher bringen.

    Viele Grüße
    Frank

    Einmal editiert, zuletzt von Hufra64 (29. September 2016 um 11:31)

  • Hallo Frank ,

    Diesen Eingrabvorgang hast Du wunderbar dokumentiert ! :97:
    Der Syphon scheint ja mit ordentlichem Druck zu blasen ,wenn das Wasser sogar über die Oberfläche spritzt.
    Zum Beweis ,daß die sehr groß werden ,ein Bild aus meinem Raritätenkabinett !

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Ein toller Beitrag - Vielen Dank! :97:

    Ich habe leider schon lange keine Muscheln mehr entdecken können und der einzige kleine See in dem sie früher in großer Zahl zu finden war scheint mittlerweile auch keine mehr zu beherbergen X( (jedenfalls konnte ich schon lange keine mehr in den flachen Uferbereichen erspähen).

    @Werner Das ist ja ein Riesenexemplar :eek: Hätte nie gedacht, dass sie so groß werden können!

    ’’Wenn man die Natur wahrhaft liebt, so findet man es überall schön.‘‘
    Vincent van Gogh

  • Lieber Frank,
    bewusst habe ich noch niemals Süßwassermuscheln gesehen. Was du hier in perfekter Weise dokumentiert hast, ist für mich höchst spannend, lehrreich und einfach oberhammerklasse. Allein schon auf die Idee zu kommen, die Teichmuschel so ins Gewässer zurück zu setzen, dass sie sich helfen muss und fortbewegen muss - dazu gehört zumindest etwas Vorwissen oder sehr viel Einfühlungsvermögen und Phantasie. Ein grandioser Beitrag!

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Lieber Frank,

    mit großem Interesse und wachsender Begeisterung habe ich mir deine Foto-Dokumentation angeschaut.
    Wir haben zwar keine solche Auszeichnung, aber meiner Meinung nach wäre dein Beitrag ein sehr aussichtsreicher Kandidat für einen "Beitrag des Jahres"!

    Herzlichen Dank für diese detailreiche Studie und die adäquate Umsetzung als Beitrag in diesem Forum! :28:

    Lieber Gruß,
    Meinhard

    Die Menschheit gehört zur verrücktesten Spezies.
    Sie verehrt einen unsichtbaren Gott und zerstört die sichtbare Natur.
    Im Unbewussten darüber, dass diese Natur, die sie zerstören, der Gott ist, den sie verehren.

    -Hubert Reeves-

  • Hallo Ihr Lieben.

    Herzlichen Dank für eure netten Antworten und die Likes. :D

    Werner: Das ist ja ein Riesen-Exemplar. So eine große Muschel ist sicherlich eine absolute Seltenheit.
    Danke das Du uns die hier gezeigt hast.

    pesi: Schade das in dem See keine Muscheln zu sehen sind. Allerdings halten sich diese Tiere ja eher im tieferen Wasser auf und sind durch Farbe und Algenbewuchs
    recht gut getarnt. Somit besteht schon die Möglichkeit das es dort noch Muscheln gibt.

    Sabine: Da ich früher mal geangelt habe sind mir schon öfters Muscheln und andere Wassertiere begegnet.
    Wenn es möglich ist schaue ich mir einen Gewässergrund gerne mal etwas genauer an. Dort gibt es öfters mal etwas zu entdecken.
    Allerdings ist das ins Wasser fotografieren leider nicht immer möglich. Da hat sich das flache Wasser natürlich angeboten.

    @Silke: Schön das ich Dir etwas neues zeigen konnte. Und wie Du siehst kann es sich lohnen sich an einem Gewässer einmal den Boden genauer anzuschauen.
    Allerdings ist es möglich das dafür das Auge etwas trainiert werden muss um Reflektionen der Wasseroberfläche auszublenden.

    @Meinhard: Zu viel der Ehre. :19: Aber es freut mich sehr wenn Dir mein Betrag gefällt.
    Das schöne an diesem Forum ist ja das es ein Publikum mit breit gefächerten Interessen gibt.

    Viele Grüße
    Frank

  • Zitat von Frank

    So eine große Muschel ist sicherlich eine absolute Seltenheit.

    Nein ,die hier gefundenen haben etwa 3/4 Größe der schon gezeigten !
    Es kommt bestimmt auf den Nährstoffgehalt des Gewässers an - ob die nun mehr zu Filtern haben oder weniger.
    Auch ob sie solche Totalablassungen überstehen oder nicht !

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Lieber Frank,

    es ist zwar schon alles gesagt, was ich sagen könnte. Aber du sollst unbedingt noch wissen, dass dies für mich einer der Beiträge ist, der mich absolut vom Hocker reißt! Ich bin sprachlos und stiere nur fasziniert auf das, was du uns zeigst. Mann, ist das verblüffend! Und so gut fotografiert! :18:

    Du siehst, ich bin hin und weg!

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

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