Reinigung von Mineralien - Teil I

  • Beseitigung von lockerem Schmutz
    Lockerer Schmutz kann mit einem Pinsel oder Bürste beseitigt werden. Dabei ist darauf zu achten, eine Schutzbrille zu tragen, da sonst Schmutzpartikel ins Auge gelangen könnten.

    Reinigung mit Wasser
    Eine der risikolosesten Reinigungsmethoden ist die Reinigung mit Wasser, da weitgehend chemisch neutral. Dabei werden die Mineralien in eine Schüssel mit Wasser eingelegt, welches zum Verbessern der Reinigungswirkung evtl. mit Geschirrspülmittel versetzt wurde. Bitte wähle die Temperatur des Wassers in Abhängigkeit von der Temperaturstabilität des Minerals. Zu warmes Wasser kann Risse verursachen und das Mineral sprengen. Bei fließendem Wasser (Wasserhahn, Munddusche etc.) ist darauf zu achten, dass keine feinnadeligen Aggregate durch den erhöhten Wasserdruck abgebrochen werden. Bitte beachte, dass es wasserlösliche Mineralien gibt, die keinesfalls gewaschen werden dürfen.
    Uranglimmer sollten nicht mit Wasser gereinigt werden (WEBER B. 2007). Durch Wasserverlust gehen fast alle Uranglimmer über kurz oder lang im Wohnraumklima in die entsprechenden Meta-I-Phasen über, bei diesem Gitterumbau entstehen häufig Mikro-Risse, die den Kristall oft trübe erscheinen lassen. Diese Dehydration ist reversibel, jedoch heilen die Mikro-Risse bei Wasseraufnahme (also Rehydration) nicht aus, im Gegenteil. Die Kristalle bleiben trübe und können durch diesen inneren Stress später sogar zu Pulver zerfallen (lungengängiger radioaktiver Staub!). Sie stellen dann eine mehrfache Pseudomorphose von z.B. Autunit nach Meta-Autunit nach Autunit und wieder Meta-Autunit dar.

    Ein mit Wasser und Bürste gereinigter Quarz-Kristall, der sich am besten für diese Reinigungsart anbietet ..


    Ultraschallreinigung
    In der Literatur wird die Ultraschallreinigung häufig als elegante mechanische Reinigungsmethode zur Entfernung hartnäckig aufsitzenden Schmutzes beschrieben. Dabei wird eine Reinigungsflüssigkeit in Schwingungen versetzt (20.000-50.000Hz). Bei jeder Schwingung entsteht ein Druckstoß, dem eine Vakuumphase folgt. Die dabei enstehende "Presslufthammerwirkung" entfernt Schmutz, ohne die Kristalle zu beschädigen, es sei denn, diese waren bereits beschädigt! Siehe auch Ultraschall.
    In der Regel reicht eine Beschalldauer von 1 Minute. Es sind Ultraschallbäder mit Volumen von 0,5-1 Liter handelsüblich. Einfache Geräte sind bereits ab rd. 170 € zu erwerben (z.B. auch auf einigen Mineralienbörsen).
    Für Reinigungen mit dieser Methode liegen gute Erfahrungen vor. Eine weitere optische Verbesserung von bereits gereinigten Stufen konnte mehrfach belegt werden.
    ACHTUNG! Wegen der Gefahr von Blutgefäßzerstörung bitte nicht in laufendes Ultraschallbad fassen!

    Für die Reinigung mittels Ultraschallbad sollten möglichst nur stabile Mineralien in Frage kommen; keinesfalls nadlige oder andere filigrane Minerale!


    Einwirkung von Wasserstoffperoxid
    Mit Wasserstoffperoxid (H2O2) können organische Verunreinigungen (Moose, Algen usw.) entfernt werden. Hierzu wird das zu reinigende Mineral in eine etwa halbkonzentrierte Wasserstoffperoxid-Lösung eingelegt. Die Reaktion ist beendet, wenn keine Gasbläschen mehr aus der Lösung aufsteigen. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass Wasserstoffperoxid als sehr starkes Oxidationsmittel lösliche Verbindungen in sehr schwerlösliche Verbindungen umsetzen kann (z.B. wird lösliches Fe2+ und sehr schwer lösliches Fe3+ oxidert).
    In den Handel (z.B. Apotheken) kommt Wasserstoffperoxid als max. 30%ige wässrige Lösung. Auf der Haut verursacht H2O2 schmerzhafte Verätzungen. Da die Chemikalie, besonders in katalytischen Mengen von Schwermetallionen (Fe-, Mn-Ionen), zu Wasser und Sauerstoff zersetzt wird, sollte Wasserstoffperoxid in dunklen Flaschen gekühlt aufbewahrt werden. Üblicherweise wird Wasserstoffperoxid in schwarzen Kunststoffflaschen verkauft.

    Zerstörung von Moosen, Wurzeln und Flechten mit Ammoniaklösung
    Wenn es nur darum geht, die vorgenannten organischen Überzüge und nicht auch noch feinen festsitzenden, mineralischen Schmutz zu beseitigen, kann man sich mit leicht beschaffbarer und recht ungefährlicher Ammoniaklösung behelfen.
    Dazu legt man die vorher gut gewässerte Stufe 2-3 Tage in eine Verdünnung aus 2 Teilen 25%iger Ammoniaklösung (Salmiakgeist) und 1 Teil heißem Wasser. In dieser Zeit werden die organischen Substanzen so zersetzt, dass sie sich mechanisch jetzt unter fließendem Wasser gut entfernen lassen.
    Die Behandlung sollte in einem dicht verschlossenem Glasgefäß vorgenommen werden, um die Freisetzung des höchst unangenehm riechenden Ammoniakgases in den Arbeitsraum zu verhindern!

    Ethanol zur Reinigung von Salzen
    Zur Reinigung von wasserlöslichen Mineralien (Salzen) empfiehlt sich die Verwendung von Ethanol. Diese Chemikalie kann in jeder Apotheke oder jedem Baumarkt erworben werden. Der sich im Handel befindliche Alkohol ist 96%ig und mit Vergällungsmittel ungenießbar gemacht.
    Ethanol ist mit Wasser unbegrenzt mischbar. Daher ist darauf zu achten, dass die Flasche immer gut verschlossen bleibt, da Ethanol Wasser aus der Luftfeutigkeit aufnimmt. Beim Arbeiten mit Ethanol ist darauf zu achten, dass nicht zu große Mengen auf die Haut gelangen, da sonst die Haut sehr schnell spröde und rissig wird. Außerdem ist Ethanol sehr leicht entzündlich.



    Vor der Verwendung von Methanol zur Reinigung von Mineralien kann aufgrund der Toxizität von Methanol nur gewarnt werden!!

    Oberflächenreinigung mit Schleif- und Poliermitteln
    Es gibt Oberflächenbelege, die sehr fest haften und mit einer Nassreinigung nicht wegzubekommen sind, auch wenn Bürsten oder Pinsel eingesetzt wurden. Es können feine, z.B. Quarz- (also = Kieselsäure!), Silikat- oder Fluoritüberzüge sein, die glatte Kristallunterlagen oder sonstige wertvolle Matrix verunstalten.
    Überraschende Effekte erzielt man hier durch einfaches Bürsten mit Wasser und einem schleifbaren Zusatz von hoher Feinheit, wie Siliciumcarbid (Korndurchmesser um 20 Mikrometer) oder Aluminiumoxid zum Polieren. Bürste und wertvolle Matrix werden gut mit Wasser benetzt, ein wenig Pulver auf die Stufe bzw. sonstige Matrix gestreut und die mechanische Behandlung nach allen Richtungen mit entsprechender Vorsicht durchgeführt. Dauer und eventuell Wiederholung der Operation mache man vom beobachteten Resultat abhängig!

    Auf gar keinen Fall sollte man die aggressivste aller Säuren - nämlich die Flußsäure (HF) - einsetzen. Diese würde zwar 'blitzschnell' die lästigen Kieselsäureüberzüge enfernen aber die wertvolle Kristallstufenmatrix wäre auch ganz schnell zerätzt. Außerdem bekommt man die HF-Säure sowieso in keiner Apotheke, da einfach zu gefährlich.


    Reinigung mit Handdampfstrahler
    Zur Reinigung von MM und Kleinstufen eignen sich hervorragend die kleinen Dampfgeräte. Sie kosten nicht viel (etwa 25-30€) und sind bei den Discountern immer zu haben. Mit etwas Übung kann man sogar ganz nadelige Kristalle wie Malachit, Rutil und sogar Millerit reinigen.
    Die Reinigung ist sehr schnell und effizient. Wegen der Gefahr von Verbrühungen sollten aber Handschuhe getragen werden. Es ist darauf zu achten, dass an den zu reinigenden Stufen keine lockeren Teile oder Kristalle sind, weil diese durch den Dampfdruck von ca. 2-3 bar weggeblasen werden können. Nicht zu verwenden bei (Salz-) Mineralien, die wasserlöslich sind. Keine Probleme gibt es bei der Reinigung von Gips. Der Reinigungseffekt ist wesentlich besser, geht schneller und ist viel billiger als mit Ultraschallgeräten.

    Anleitung für die, die es probieren wollen:
    Stücke erst einweichen, eventuell mit Spülmittelwasser o.ä.
    Stücke im nassen Zustand noch mit dem Dampfgerät absprühen und ab und zu unter fließendes Wasser halten um die gelösten Partikel zu entfernen.
    Bei starker Verschmutzung den Vorgang mehrmals wiederholen.
    Am Anfang in jedem Fall an unempfindlichen Stücken ausprobieren. Bei sehr nadeligen Sachen vorsichtig vorgehen und mit der Düsenspitze entsprechend weit von der Stufe Abstand halten, um den Dampfdruck zu mindern und wirklich nur den Dampf an die Stufe zu bringen.
    Vorsicht: Am Anfang sprühen alle Geräte zum Dampf auch etwas heißes Wasser heraus. Dadurch besteht Verbrühungsgefahr. Bei gröberen Stücken ist das heiße Wasser gegebenenfalls sogar hilfreich.
    Resümee: Alles geht nicht, aber der Reinigungseffekt ist wirklich sehr gut.

    2 Mal editiert, zuletzt von Geofreund (11. August 2016 um 12:17)

  • Hallo,

    noch eine kleine Anmerkung zum Wasserstoffperoxid. Man bekommt es auch in Baumärkten,weil es auch von
    Teichbesitzern verwendet wird um dem Wasser im Teich Sauerstoff zuzuführen.

    Gruß Norbert

    Kein der Geometrie Unkundiger trete ein.(Platon)

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