Köcherfliege Limnephilidae? <= bestätigt, Anabolia nervosa ♂

  • Liebe Naturfreunde,
    auch diese Köcherfliege hatte ich im Forum schon mal gezeigt:
    Naturfunde im Solling September 2014

    Funddaten: Deutschland, Nordrhein-Westfalen, Kreis Höxter, Beverungen, 100 m, Uferbewuchs direkt an der Weser, 29.09.2014
    Größe: ca. 20 mm

    Spornformel: 0 - 2 oder 3 - ??? (Hinterbein nicht sichtbar)

    Und ich habe auch wieder geschlüsselt:

    • Vorderflügel > 4,5 mm; Fühler mindestens so lang wie Vorderflügel; Körper & Flügel wenig behaart => 2
    • Tibien der Vorderbeine mit 0 bis 1 Sporn => 3
    • Ocellen vorhanden => 5
    • Spornzahl nicht Spornzahl 1-2-4 (Apataniidae) oder 1-4-4 (Philopotamidae), sondern Spornzahl anders; im Vorderflügel keine Querader zwischen Radius u. Costa (??) => 6
    • Hinterflügel ohne G1 (Uednoidae, nur Gattung Thremma in Deutschland) bzw. Hinterflügel mit G1 (Limnephilidae)


    Dass am Vorderbein keine Sporne vorhanden sind, da sollte ich mich nicht geirrt haben. Am Mittelbein sind mindestens 2 Sporne vorhanden (rot markiert), das gelb markierte könnte ein sog. Subapikalsporn sein, richtig? Ist allerdings im weiteren Verlauf des Schlüssels nicht von Bedeutung. Allerdings komme ich auch so nicht zur Familie, weil die abgefragten Merkmale der Hinterflügel nicht bewertbar sind. Allerdings scheint die Gattung Thremma klein zu sein, die Familie der Limnephilidae jedoch ziemlich groß bzw. artenreich. Deshalb würde ich hier einen Vertreter der Limnephilidae vermuten.

    Markant erscheint mir der weiße Fleck am Vorderflügel zu sein:

    Lässt sich zu diesem Tier Genaueres sagen? Ich bin gespannt.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Liebe Sabine,

    na Gott sei Dank hast Du hier nicht wieder eine harte Nuss präsentiert, denn in diesem Fall lässt sich mit etwas Erfahrung gleich erkennen, dass es sich wegen der starken Beborstung der Beine um ein Tier aus der Familie Limnephilidae handelt. Allerdings gilt dies auch für die Arten der Phryganeidae, die aber in der Regel auch noch eine hell-dunkle Ringelung der Beinglieder aufweisen. Die Beborstung macht es dann allerdings nicht leicht, die in der Regel etwas helleren und längeren Sporne von den kürzeren und dunklen Dornen zu unterscheiden. Zu allem Unglück kann dann auch noch der einzelne Sporn an der Vordertibie sehr klein sein und ist manchmal nur unter einer Lupe oder dem Bino bei mehrfachem Hin- und Herdrehen des Tierchens zu erkennen.

    Hier haben wir es aber mit einer einigermaßen leicht zu erkennenden Art zu tun, die sehr oft - wenn auch nicht immer so deutlich wie auf Deinen Aufnahmen - zwei helle Flecken an der Thyridiumzelle und am Arculus aufweist. Ich werde auf die Flügeläderung der Köcherfliegen vielleicht später einmal zurückkommen, da die sog. "Gabeln" am hinteren Flügelrand bei der Bestimmung auch eine Rolle spielen können.

    Aber hier sind die hellen Flecken zusammen mit der rötlichbraunen Flügelfarbe entscheidend für die Bestimmung. Es ist Anabolia nervosa, eine sehr häufige Herbstart (Flugzeit VIII-XI) in allen Bundesländern. Die Spornformel ist übrigens 1-3-4 (siehe Bemerkung zum Sporn an der Vordertibie weiter oben). Es ist übrigens ein Männchen wegen des dreigliedrigen Maxillartasters; die Weibchen haben deren fünf. Hier muss man sich aber vor Verallgemeinerungen hüten: zwar haben die Weibchen aller Köcherfamilien immer 5 Maxillartasterglieder, die Männchen jedoch je nach Familienzugehörigkeit zwischen einem und fünf Gliedern.


    Liebe Grüße
    Jürgen

  • Lieber Jürgen,
    ich bin wieder total begeistert. Deine Ausführungen sind lehrreich und einprägsam formuliert, ich habe mir einige grundsätzliche Unterscheidungsmerkmale Limnephilidae vs. Phryganeidae gleich abgespeichert. Dass hier eine Ansprache auf Artniveau möglich ist, freut mich ungemein. Du bist ein prima Lehrer und wirst in mir einen willigen Schüler finden. Eine Kurzinspektion meiner Aufnahmen hat kein weiteres Exemplar der Art offegelegt, aber ich muss nochmal genauer hinsehen.
    Ganz herzlichen Dank für die Bestimmung!

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

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