• Es scheint ja allgemein gerne gerätselt zu werden. Das Rätsel um Agrilus biguttatus wurde schnell gelöst. Deshalb mal ein Rätsel, welches aus meiner Sicht deutlich schwerer sein dürfte, da es vermutlich nicht einfach unter dem Begriff "Forstschädlinge" oder ähnlichem zu finden sein wird.

    Ein paar Informationen dazu: es handelt sich um Laubholz und im vorliegenden Fall sind die Strukturen etwas älter, der Verursacher also vermutlich nicht mehr im Holz, aber man sieht die Strukturen auf diese Art und Weise deutlicher. Es geht um die kleinen Löcher mittig im Bild, die für diese Art sehr typisch sind. Das Holz hatte um 10 bis 20 cm Durchmesser. Die Art ist nicht häufig, aber auch nicht selten. Man dürfte sie in geschätzt 20 bis 30% unserer Wälder finden. Es ist keine montane oder alpine Art, sie geht im Gebirge aber bis auf etwa 600 m, in Ausnahmefällen wohl sogar 800 m hoch, weiter im Süden Europas auch höher.

    Viel Spaß und Erfolg beim Rätseln.

    Liebe Grüße
    Klaas

  • Welche Art auch immer Du mit A. p. meinst, der ist es nicht. Du darfst also ausschreiben, um alle anderen Rätsler in Kenntnis zu setzen.

    Es sind übrigens Fragen zulässig, denn ich glaube, dass man ohne weiteres nicht dahinter kommt.

    Liebe Grüße
    Klaas

  • Hallo Klaas,
    absolut s##schwer. Wenn man das Bild des Ausschlupflochs nicht kennt, ist auch ein Herantasten mit Fragen schon eine starke Herausforderung.
    Was sehen wir auf dem Bild? Das Baumstück liegt offenbar nicht auf dem Boden, es dürfte sich um einen Ast handeln. Es ist Totholz. Der Baum hat eine relativ dünne Rinde. Bei einer Astdicke von 10 - 20 cm kommen wir auf eine Größe der Ausschlupflöcher von 5 mm - 10 mm. Also kein richtig großer Käfer. Naja, das mit der Größe seht ihr Käferer ja ohnehin etwas anders als Otto-Normalverbraucher. Die Käferart lebt am äußeren Splintholz. Die Ausfluglöcher liegen quer zur Faser.
    Was noch im Besonderen auffällt ist der schwarze Belag, das könnte ein Pilz sein. Z.B. aus dem Bereich der Krusten bildenden, schwarzen Schlauchpilze (Hypoxylon, Diatrype und andere Gattungen).
    Ich sehe aber auch rechts am Bildrand Stränge, die zum Myzelium von Hallimasch gehören könnte.

    Hier meine Fragen:
    Würde ich die gesuchte Käferart in der Promotionsarbeit von Georg Möller, 2009, finden?
    Hat die gesuchte Käferart etwas mit Holz und Pilzen zu tun?

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Als erstes die Fragen:

    Zitat

    Hat die gesuchte Käferart etwas mit Holz und Pilzen zu tun?

    Ja, schon, aber vermutlich anders, als Du es meinst.

    Zitat

    Würde ich die gesuchte Käferart in der Promotionsarbeit von Georg Möller, 2009, finden?

    Keine Ahnung. Ich kenne die Promotionsarbeit von Georg Möller nicht. Kann ich die im Net finden? Wenn ja, unter welchem Titel???

    Nun die Einschätzungen:

    Zitat

    Das Baumstück liegt offenbar nicht auf dem Boden,

    Das ist richtig, spielt aber für die Anwesenheit der Art keine Rolle. Käfer, Puppen und Larven kann man auch im holz finden, das auf dem Boden aufliegt.

    Zitat

    es dürfte sich um einen Ast handeln.

    Wenn ich es richtig im Kopf habe, war es eher ein junger Baum, der geschätzt 20 Jahre alt geworden ist. Aber auch das spielt für die Art keine Rolle.

    Zitat

    Es ist Totholz.

    Ja. Es wurde auch erst nach dem Absterben genutzt.

    Zitat

    Der Baum hat eine relativ dünne Rinde.

    Hat er das???

    Zitat

    Bei einer Astdicke von 10 - 20 cm kommen wir auf eine Größe der Ausschlupflöcher von 5 mm - 10 mm.

    "Ausschlupflöcher" ist zu überdenken.

    Zitat

    Die Käferart lebt am äußeren Splintholz.

    Woran meinst Du das zu erkennen? Siehst Du das Ende der Löcher im Holz?

    Zitat

    Ich sehe aber auch rechts am Bildrand Stränge, die zum Myzelium von Hallimasch gehören könnte.

    Die Verfärbungen können von Pilzen stammen, bzw. ist es sehr wahrscheinlich, da Pilze bei der Zersetzung von Holz eine große Rolle spielen. Leider kann ich Dir nicht sagen, ob die möglicherweise erkennbaren Pilze mit der Art in Zusammenhang gebracht werden können. Erklärung folgt vermutlich später. Ich gebe zu bedenken, dass das Holz stark zersetzt und somit in einem Zustand ist, den der Käfer nicht mehr nutzen wird; vermutlich zum Zeitpunkt der Fotografie schon seit zwei oder drei Jahren nicht mehr. Der Käfer bevorzugt relativ frisch totes Holz, auf dem die Struktur aber nur sehr unauffällig wäre.

    Liebe Grüße
    Klaas

  • Lieber Klaas,
    danke für die ausführlichen Antworten.
    Die Promotionsarbeit von Georg Möller hat den Titel "Struktur- und Substratbindung holzbewohnender Insekten, Schwerpunkt Coleptera (Käfer) und ist hier verfügbar:

    http://www.diss.fu-berlin.de/diss/servlets/…Moeller2009.pdf

    Oben ist noch ein kleines Stück Rinde zu sehen, sah zunächst mal nach dünner Rinde aus. Und also keine Ausschlupflöcher.
    Ob mir das alles hilft, zweifle ich gerade an.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Lieber Klaas,
    die Tipps dürften nun wohl etwas weiterhelfen. Ich hatte schon resigniert. Weil selbst mit Fragen hätte ich mit den Antworten nichts anfangen können. Ich gehe mal auf die Suche.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Lieber Klaas,
    es bleibt einfach extrem-ultimativ schwierig. Ich habe versucht, mich der Eingrenzung mit HARDE/SEVERA Kosmos Käferführer zu nähern. Durch Blättertechnik.
    Als erstes fallen mir bei metallisch-glänzenden Käfern die Prachtkäfer (Buprestidae) ein, aber die meisten einheimischen Arten werden nicht 10 - 14 mm groß, sondern bleiben kleiner. Außerdem sind sie häufig an bestimmte Substrate gebunden. Und so klein ist die Familie in Deutschland auch nicht.
    Dann fallen mir die Scheinbockkäfer (Oedemeridae) ein, z.B. Ischnomera cyanea, aber der ist kleiner.
    Wenige Vertreter haben auch die metallischen Rhynchitidae, aber die sind alle kleiner.

    Vermutlich muss man einfach zu viel wissen, um das besser eingrenzen zu können.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
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    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Sehe ich ein. Vielleicht hilft das weiter:

    - die Gattung besteht aus zwei Arten.
    - beide sind metallisch blau, die Weibchen der hier zugehörigen Art zuweilen auch grünlich
    - alle anderen Arten der Familie sind braun oder schwarz gefärbt
    - bei den Buprestidae bist Du nomenklatorisch wesentlich zu weit vorne

    Bringt das weiter?

    Liebe Grüße
    Klaas

  • Hallo Klaas,
    ein letzter Versuch, von heute nachmittag bis morgen Abend habe ich keine Zeit (Enkeldienst). Ich habe mal nach "wertgebenden Arten" gesucht und in einer Arbeit zu Totholzkäfern in Berlin einen Schröter (Lucanidae) gefunden. Und dann bei Coleokat mich bei den Lucaniden umgetan.
    Die Gattung Platycerus hat nur 2 Arten, die Familie der Lucanidae ist klein.
    Der Große Rehschröter Platycerus caprea geht bis ins Hochgebirge,
    der Kleine Rehschröter Platycerus caraboides bleibt in montanen Gefilden.
    Während für den Großen Rehschröter neben verschiedenen Laubholzarten auch Tanne angegeben wird, sind es für Platycers caraboides ausschließlich Laubhölzer. Deshalb lege ich mich jetzt auf Platycerus caraboides fest.
    Abbildungen vom "Schadbild" habe ich im Web nicht gefunden.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
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    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Herzlichen Glückwunsch.

    Das abgebildete "Schadbild" ist nicht wirklich ein solches. Im vorliegenden Fall wurden sie von Platycerus caraboides erzeugt. Es gibt ein wundervolles Buch aus China oder Japan, in dem die Platycerus-Arten der Welt behandelt werden und dort sind diese Male so ziemlich bei jeder Art abgebildet. Das Weibchen hinterlässt sie bei der Eiablage. Leider weiß ich nicht genau, ob es diese Verletzungen, die sich dann in der gezeigten Form verwachsen, mittels seiner Kiefer beibringt oder wirklich nur mit dem Hinterleib bei der Eiablage erzeugt. Wer dieses Bild in Deutschland findet und nicht im Schwarzwald oder in den Alpen auf Höhen jenseits 600 m ist, kann sie problemlos Platycerus caraboides zuordnen.

    Rätsel gelöst.

    Liebe Grüße
    Klaas

  • Moin, Klaas,
    das freut mich, dass es letztlich doch gelungen ist, dein Rätsel zu lösen. Es war ein dickes Stück Arbeit und konnte nur durch deine Hinweise gelingen.
    Macht Platycerus caprea ein ähnliches Bild?

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

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