Mineralogische Eifel-Paradiese

  • Mineralienparadies "Emmelberg" in der Eifel

    Im Sommer 1988 besuchte ich mit meiner Frau die Schlackengrube am Emmelberg, die ich hier durch einen "kurzen Abriss" vorstellen möchte.

    Lage ..

    Die Schlackengrube am Emmelberg (Eigentümer 1988: Hartsteinwerke Slabik, Daun), liegt 500 m SSE Üdersdorf bzw. 5,5 km SSW Daun am Schalkenmeerer Maar in der Westeifel.
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    Geologie ..

    Mit der Lokalität "Emmelberg" sind gleich mehrere Begriffe verbunden ..

    ein Schlackenkegel,
    ein Lavagang,
    ein kurzer Lavastrom nach Norden (Olivin-Nephelinit)
    und eine Schlackengrube.

    Der Emmelberg gehört zum quartären Westeifeler Vulkanismus. Man geht davon aus, dass mehrere Ausbrüche aufeinander folgten, was an der nordöstlichen Seite des Bruchs besonders deutlich wird. Gebildet durch die unterschiedlichen Ausbruchsphasen, ist das Schichtbild des Vulkans an dem dort aufgeschlossenen Hangprofil deutlich erkennbar.

    Zu den Einschlusstypen ..
    Es treten am Emmelberg drei verschiedene Typen von Fremdgesteins-Einschlüssen (Xenolithe) auf:

    silikatische Einschlüsse (am häufigsten),
    sanidinitische Einschlüsse (seltener),
    calciumreiche Einschlüsse (relativ selten)
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    Mineralien und Gesteinstypen ..

    In Poren der Lava befinden sich primär Kristalle von Apatit, Biotit, Leucit, Magnetit, Nephelin und Pyroxen.


    Biotit-Kristalle, Eigenfund, Bildbreite 6 mm

    In Schweißschlacken und Bomben findet man unter anderem Kristalle von Hämatit, Pseudobrookit, Roedderit, Sanidin und Tridymit.


    Einzelner Pseudobrookit-Kristall, Eigenfund, Bildbreite 4 mm


    Seltene Roedderit-Kristalle, Eigenfund, Bildbreite 4 mm. Roedderit ist zunächst nur aus Meteoritenfunden bekannt geworden!


    Hübsche Topas-Rosetten, Eigenfunde, Bildbreite 6 mm


    Hellgrüne Volborthit-"Pusteln" auf Lapilli, Eigenfunde, Bildbreite jeweils 4 mm
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    Vor allem kleine Xenolithe in Schweißschlacken enthalten Amphibole, Biotit und Cordierit.

    In Sanidinit-Auswürflingen findet man neben Sanidin auch häufiger Amphibol.


    Sanidin-Kristall mit Pyroxen-Kristall, Eigenfund, Bildbreite 4 mm


    "Sanidin-Fähnchen" - ein kurioser Eigenfund des Minerals Sanidin, Bildbreite 4 mm
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    Man bezeichnet Lavenfetzen, Schlacken, Reste alter Schlotfüllungen oder Xenolithe (Fremdgesteins-Einschlüsse) auch gerne als Lapilli (ital. "Steinchen"), wie sie z.B. die folgenden drei Fotos zu einigen meiner dortigen Gesteins-Eigenfunde zeigen ..


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    Sehr selten sind Auswürflinge kristalliner Schiefer (u.a. mit Korund-Kristallen) und calciumreicher Gesteine mit Kristallen von Afwillit, Andradit, Apophyllit, Baryt, Brownmillerit, Calcio-Olivin, Calcit, Chabasit, Ettringit, Fluorit, Forsterit (Kontaktzone), Gismondin, Hauyn, Hydrocalumit, Larnit, Nephelin (Kontaktzone), Mayenit, Melilith, Montmorillonit, Phillipsit, Plagioklas, Portlandit, Reinhardbraunsit (blau), Strätlingit, Thaumasit, Tobermorit, Vaterit und Wollastonit.

    Dieser Bericht ist ohne Gewähr auf Vollständigkeit, da mein letzter Besuch bereits 1988 war! ;)

    2 Mal editiert, zuletzt von Geofreund (2. März 2018 um 17:24)

  • Ein äußerst nteressanter Beitrag mit vielen supertollen Fotos von herrlichen Mineralien und Kristallen.
    Dafür gibt es schon mal so was : *****

    Liebe Grüße von Reinhilde

    Laß deine Augen offen sein,
    geschlossen deinen Mund
    und wandle still, so werden dir
    geheime Dinge kund.
    H. Löns

  • Am Emmelberg war ich auch mal Sammeln. Das war im Jahr 2000,als schon nicht mehr
    abgebaut wurde. Trotzdem gab es noch einiges zu finden. Zwar die Raritäten nicht mehr,
    aber schön kristallisierten Magnetit,Pyroxen,Titanit,Nephelin,Pseudobrookit u.a. konnte ich
    noch rausholen. :cool:

    Kein der Geometrie Unkundiger trete ein.(Platon)

  • Stimmt. Nach der Einstellung des Abbaus sind meistens auch keine Fundmöglichkeiten mehr gegeben.
    Wenn aber eine mineralienreiche Zone in einer Wand erhalten bleibt und der Bruch nicht voll Wasser
    läuft, sind manchmal nach vielen Jahren noch Funde möglich. Zumindest im Mikrobereich. :cool:

    Kein der Geometrie Unkundiger trete ein.(Platon)

  • Lieber Peter,
    eine höchst informative Lehreinheit über diese Mineralienfundstätte und wieder mit zauberhaften Fotos garniert. Mir gefallen die letzten beiden Micromounter besonders gut, von denen der erste aussieht wie ein etwas zu gerade geratenes Regenschirmdach und der zweite ist ja wohl echt obercool: Ein Engelchen mit einem Tablett.
    5*****

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Liebe Sabine und Silke,

    das freut mich sehr! Vielen Dank für die Blumen! :19:

    Ja, manchmal erfordert das schon sehr genaues Suchen mit Lupe im Gelände, besonders in der Eifel!
    "Engel mit Tablett" beim letzten Bild ist auch eine sehr fantasiereiche Interpretation! :alright: :D

    Viele Grüße
    Peter

    Einmal editiert, zuletzt von Geofreund (16. November 2015 um 21:06)

  • Zur "Belohnung" gibt es dann jetzt noch ein paar "nur" gekaufte Exemplare (Mikromineralien) vom Emmelberg zu sehen! :D


    Hellblaue Partien des Minerals Reinhardbraunsit, Bildbreite jeweils 5 mm ..
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    Weißer linealförmiger Sellait mit farblosem Topas (teils kuglig), Bildbreite jeweils 4 mm
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    Tobermorit-"Igel" mit reichlich Sanidin-Kristallen, Bildbreite 5 mm und darunter 2 mm
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    2 Mal editiert, zuletzt von Geofreund (2. März 2018 um 17:25)

  • Besonders der Reinhardbraunsit ist ja in dieser Farbe eine echte Rarität. In Rosa von einem anderen Eifelfundort,
    dem Bellerberg, gab es den etwas häufiger. Von dort hab ich Reinhardbraunsit auch. :)

    Kein der Geometrie Unkundiger trete ein.(Platon)

  • Nun auch von mir ein bisschen was Selbstgefundenes vom Emmelberg. :cool:

    Tropfen von vulkanischen Glas auf Pyroxenkristallen:

    Magnetit als kleine Oktaeder...

    ... und als rundliche Aggregate:

    grüner Pyroxen als Einzelkristall...

    ... und verzwillingt:

    Biotit in typisch tafeligen Kristallen mit Anlauffarben:

    Silikatische Fremdgesteinseinschlüsse (Xenolithe):

    Kein der Geometrie Unkundiger trete ein.(Platon)

  • Ich habe mir gerade mal stichprobenartig einige meiner aus dem alten Forum übernommenden Beiträge betrachtet. Das ist ja eine einzige K......phe.

    Die wurden automatisch alle als Vorschaubilder ? übernommen aber z.T. total oben oder unten abgeschnitten. ?(:/ .. nur wenn man dann auf die Lupe klickt, erscheint wieder die Galerie ohne abgeschnittene Bilder.

    P.S. Na gut, ich werde mir noch mal weitere Beiträge stichprobenartig anschauen. Vielleicht gehts ja doch noch.

    2 Mal editiert, zuletzt von Geofreund (28. Dezember 2015 um 16:57)

  • Grüß dich Peter,
    im Faden "Tagestipps zur neuen Forensoftware" hatte ich in Beitrag #17 geschrieben, dass mit dem Datenimport alle Bilder in vorhandenen Themen im Vorschauformat angezeigt werden, guck mal hier.
    Bilddarstellung
    Bei neuen Themen/Fäden entscheidet jedes Mitglied selbst.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Hallo Sabine,

    ja, ich wusste das schon mit der Übernahme als Vorschaubilder, da das ja auch Sinn machte .. nur hatte ich dabei vergessen bzw. nicht darauf geachtet, dass die Vorschaubilder ja alle eine einheitliche Größe haben müssen. War also mein Versehen. Sorry und danke für Deine Mühe bzw. dennoch Beantwortung. ;)

  • Bei Gelegenheit werde ich hier etwas später auch noch gerne weitere Mineralien von anderen Eifel-Fundorten aus meiner Sammlung zeigen! :)
    Als kleinen Vorgeschmack hier schon mal ein paar Mineralien .. bitte jeweils auf das Lupensymbol klicken um die Datei-Inhalte zu sehen. Danke.

    5 Mal editiert, zuletzt von Geofreund (2. März 2018 um 17:33)

  • Lieber Peter,
    den Osumilith hätte ich glatt für einen Turmalin gehalten. Der Zeophyllit im Brenkit ist eine richtig schicke Stufe. Ist das ein Eigenfund? Der Mullit erinnert mich ein bißchen an bestimmte Formen von Aragonit.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Liebe Sabine,

    danke für Deine Antwort. Ja, den Osumilith könnte man glatt für eine Turmalin-Kopffläche halten. :)
    Die Zeophyllit-Stufe war leider kein Eigenfund, sondern ein Börsenkauf; die Brenkit-Rosetten darauf zeigen hohen Glasglanz und befinden sich übrigens ringsum am Rand der Stufe. ;)
    Die Mullit-Nadeln sind in diesem Fall hier violett; violette Aragonite kenne ich persönlich bisher noch nicht aber alles ist ja irgendwann möglich. :D Aragonit ist aber auch oft nadlig.

  • Lieber Peter,

    beim ersten Durchgang habe ich deine näheren Angaben angeklickt und mich gefragt, ob du in Mayen wohl Gelegenheit hattest, selbst solche Stufen zu suchen und zu finden. Aber letztlich ist es für mich doch wichtiger und genussvoller, diese wundersamen Ausformungen deiner Mineralien einfach anzuschauen und mich an ihrer Vielgestaltigkeit zu erfreuen. :ups:

    Mir gefallen besonders die drei Stufen mit den halbkugeligen Ausformungen. Deine Hämatit-Bilder sind insofern für mich sehr interessant, da ich nicht wusste, dass Hämatit auch Kristalle ausformt. Ich kenne ihn - schäm-schäm- nur in Form runder Perlen in Ketten. So als Stufe ist der Hämatit aber viel schöner!

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

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