Korbach - "Goldenes Paradies" Nordhessens - Teil II

  • Der Eisenberg bei Korbach ..

    .. ist die Mutter-Lagerstätte des Edergoldes und erhebt sich bei Goldhausen, rd. 4 km südwestlich Korbach. Goldsucher arbeiteten sich bereits vor ca. 1.000 Jahren über die Eder und deren Zuflüsse flussaufwärts voran, um dann schließlich auf den Eisenberg zu treffen und Gold in seinen Bodenschichten zu entdecken.


    Moosgold in Schwarzschiefer, Mikroskop-Aufnahme, Bildbreite 4 mm

    Der Eisenberg ist entweder von Korbach aus über Lengefeld (6 km) oder über Nordenbeck (8 km) zu erreichen. In Goldhausen geht es über serpentinreiche Straßen steil bergauf; Parkplätze sind genügend vorhanden.

    Die Spuren der Goldgräber am Eisenberg sind über verschiedene Themenwege in Form von Rundwegen aufgeschlossen. Außerdem gibt es weitere Wege rund um den Eisenberg – darunter der mit einem "H" markierte überregionale Wanderweg "Sauerland-Höhenflug".
    Starten kann man seine Tagesexkursionen bei den Rundwegen natürlich auch "mittendrin" - so z.B. direkt am Treffpunkt Gasthaus "Eisenberg Hütte" neben dem Zechenhaus von Goldhausen statt sinnigerweise erst bei "Station 1".


    Treffpunkt "Eisenberg Hütte"


    Zechenhaus von Goldhausen

    Der insgesamt 3,3 km lange Rundweg 1 ("R 1") umfasst 11 Stationen zuzüglich der Außenstation Nr. 12 (Entwässerungsstollen) + 12 Info-Tafeln und führt sowohl durch den Ort Goldhausen als auch über die Höhe des Eisenbergs mit Burganlage und Aussichtsturm (Georg-Viktor-Turm) (ca. 2 Std. Zeit einzuplanen). Daneben gibt es noch einen "Rundweg R1U" für diejenigen Besucher, die nicht so gut zu Fuß unterwegs sind.
    Der insgesamt 5 km lange Rundweg 2 ("R 2") umfasst die 6 Stationen A bis F + 6 Info-Tafeln und führt durch den östlichen Eisenberg und ebenfalls über dessen Höhe mit Berganlage und Aussichtsturm. Dieser Weg führt teilweise auf weiten Strecken durch den Wald und ist denjenigen Besuchern vorbehalten, die noch mehr über das Gold und den Eisenberg erfahren wollen (mind. 3 Std. Zeit einzuplanen).



    "Goldspur" - Schilderwald



    "Goldspur" - Tiefer Schacht ohne Gold mit verschlossenem Schachtdeckel


    Lore Goldbergbau Eisenberg




    St. Georg-Schacht


    "Goldspur" - Kollision

    Aus der Geschichte des Eisenbergs ..
    Schon der römische Geschichtsschreiber Tacitus erwähnt in seinen "Analae Germania" einen goldführenden Fluss, den die hier lebenden Menschen "Aedra" nannten. Es handelt sich um die heutige Eder mit ihrem bekannten Stausee im Herzen des Waldecker Landes.
    Im Laufe der Jahrhunderte machten sich die Bewohner dann auf die Suche, woher das Gold kommt. Sie entdeckten den Eisenberg als Lagerstätte. Schon im 11. und 12. Jh. gab es dort Tagebau, dessen Spuren noch heute in der Landschaft zu sehen sind.


    Zeugnis Entdeckung der Goldlagerstätte

    Um 1200 stießen die Goldgräber in die Tiefe vor und durchlöcherten den Eisenberg in den folgenden 400 Jahren wie einen Schweizer Käse. Auf engem Raum sind rd. 20 km Such- und Abbaustrecken dokumentiert.
    Bereits 1250 werden in der "Meissnischen Bergchronik" am Eisenberg 19 Goldgruben erwähnt. Auch der deutsche Philosoph und Naturforscher Albertus Magnus rühmte bereits 1254 in seinem Werk "De Mineralibus" das Gold vom Eisenberg. Seitdem wurden immer wieder Stollen und Schächte in den Berg getrieben sowie Untersuchungen hinsichtlich Abbauwürdigkeit durchgeführt.


    Gold-Krümel

    Die Blütezeit lag im 16. Jh. aber zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) kam der Bergbau wieder zum Erliegen.
    Im 20. Jh. entfachte dann der aus dem Siegerland stammende Carl Theodor Rauschenbusch einen neuen Goldrausch am Eisenberg, der auch in ganz Deutschland für Schlagzeilen sorgte. Seit 1917 ging Rauschenbusch ans Werk, entdeckte alte Stollen, erschloss bis in die 30er Jahre neue Gruben, doch wurden seine Hoffnungen am Ende enttäuscht.


    Hier wurde mal Gold ausgewaschen ..

    Seit 1974 bis in die 90er Jahre dokumentierte dann der Geologe Dr. Jens Kulick auf Grundlage von Rauschenbuschs Spuren die Zeugnisse des Goldbergbaus. Kurz vor seinem Tod ließ Kulick noch den Eisenberg als herausragendes mittelalterliches Industriedenkmal durch das Land Hessen schützen.
    Schließlich wurde 2002 der Verein "Historischer Goldbergbau Eisenberg" gegründet und 2003/2004 das ehrgeizige Projekt zur Erschließung eines Teils des Goldbergbaus auch für Besucher verwirklicht.


    Goldgräber-Spuren



    Wegböschung mit Schwarzschiefer

    Geologie und Mineralogie zum Eisenberg ..
    Im äußersten Osten des Rheinischen Schiefergebirges liegt der zum Medebach-Goldhausener Sattel gehörende Eisenberg, der hercynische SW-NE-Streichrichtung aufweist. Während er im Osten durch den Nord-Süd verlaufenden Eisenberger Abbruch begrenzt ist, taucht er in westlicher Richtung allmählich ab. Erstgenannte markante Störung trennt die im Westen gefalteten paläozoischen Tonschiefer des Sauerlandes von den ungefalteten mesozoischen Sandsteinen und Kalken der im Osten gelegenen Korbacher Bucht.
    Der Eisenberg setzt sich im wesentlichen aus Kulmsedimenten zusammen; darunter fallen Alaunschiefer, Kieselschiefer (Lydite), Kieselkalk, Tonschiefer ("Schwarzschiefer") sowie feinkörnige Grauwacken. Nur innerhalb des Sattelkerns finden sich oberdevonische Tonschiefer.


    Ausbeute an Schwarzschiefer

    Diabas soll lt. "Emser Hefte" sehr selten in Form von Lesesteinen vorliegen. Lt. Information eines dort kennengelernten einheimischen Ehepaars, das sich übrigens auch exzellent mit der Geologie und Mineralogie des Eisenbergs auskennt, gibt es keinen Diabas am Eisenberg. Ich vermute daher, dass die von mir getätigten Diabasfunde eher von Silbach im Sauerland stammen (siehe auch späteres Kapitel "Fremdfunde").

    Zum Eisenabbau ..
    Der Name Eisenberg und die benachbarte Flurbezeichnung "Eisenkaule" deuten bereits an, dass es hier auch natürliche Vorkommen von Eisen gibt. So schürften bereits 1519 Bergleute im Berg nach diesem Metall, welches das Schiefergestein als tiefrotes Erzmineral aderförmig durchsetzt. Ein alter Stollen hat wohl daher auch seinen Namen "Rote Grube" erhalten. Und auch Übertage wurde der Roteisenstein (Hämatit) gewonnen. Die Bauern sammelten die auffallend schweren Erzbrocken nach dem Umpflügen ihrer Äcker auf. Einzelne Knollen erreichten bis zu 70 cm Größe mit fast 100 kg Gewicht! Die Fundstellen liegen auf der Südseite des Eisenbergs. Die Gewinnung des Eisenmetalls fand durch Aufschmelzen der Erze auf der nahegelegenen Schmelzhütte bei Nieder-Ense statt.


    Das Eisenoxid Hämatit mit Dolomit-Kristallen in Schwarzschiefer, Mikroskop-Aufnahme, Bildbreite 4 mm


    Hämatit-Rosette, Bildbreite 3 mm

    Zum Kupferabbau ..
    Im Bereich der alten Kupfergrube "Victor" ist das Kupfer-Eisen-Sulfid Chalkopyrit (Kupferkies) sehr feuchtigkeitsempfindlich und instabil. Somit ist das Erz im Laufe vieler Jahrtausende durch Sickerwässer zu leuchtend blauen und grünen Sekundärmineralen wie Azurit und Malachit zersetzt worden.




    Chalkopyrit-Kristalle (Kupferkies) mit Dolomit in Schwarzschiefer, Bildbreite jeweils 4 mm


    Azurit-Kristalle in Schwarzschiefer, Bildbreite 4 mm


    Malachit, kuglig in Schwarzschiefer, Bildbreite 4 mm

    Im 18. und 19. Jh. wurden diese und andere Mineralneubildungen als schaumige Krusten untertage auf Klüften, Rissen und Poren im Gestein abgebaut. Übrig blieben immerhin hohe Kupfergehalte von 4 bis sogar 10%. Da die Lagerstätte jedoch viel zu klein ist (100 x 100 m Fläche bei 10-15 m Tiefe), rentiert sich ein Abbau wirtschaftlich heute nicht mehr. Die alten Stollen, die labyrinthartig und oft bis knapp unter die Erdoberfläche reichen, fallen durch einige Absenkungen auf.
    Bereits im 16. Jh. wurden kleinräumige Kupfervererzungen im Molkenborn-II-Stollen auf der Ostseite des Eisenbergs abgebaut (s. Rundweg 2: Station C). Als dieser bereits im Mittelalter in die Schwarzschiefer getriebene Abbau zwischenzeitlich wieder zu Forschungszwecken freigelegt wurde, präsentiert sich das Innere dieses Stollens kupferbunt! An dieser Stelle erinnert heute nur noch das aus dem Berg tretende Wasser an die Grube, die weitgehend verbrochen ist.



    Blick auf "Station C - kupferbunt"

    Der bei der vorangegangenen Abhandlung zur Geschichte Eisenbergs bereits erwähnte C.T. Rauschenbusch macht auch die Kupfergruben "Victor" zugänglich; konzentriert sich aber auf sein wichtigstes Projekt – die Goldvorkommen – und plant daher, die Ausbeutung der Kupferlagerstätte auf ein selbstständiges Unternehmen zu übertragen. Gewaltige Anstrengungen sind nötig, als Rauschenbusch und zuletzt Geologen des Hessischen Landesamtes für Bodenforschung in Wiesbaden diese Grube öffnen und eine zeitlang sichern, um Erzproben daraus zu gewinnen. Es kommt allerdings zu keinem Abbau der kupferhaltigen Schwarzschiefer mehr.

    "Fremdfunde" ..
    Am Wegesrand, vis a vis "Station C" des Rundwegs 2 zum ehem. Kupferabbau des Eisenbergs, fand ich zwar keine entsprechenden Kupferminerale; dafür aber insgesamt vier bereits im Klein- bis Normalstufen-Format zerlegte Diabas-Brocken, die allerdings – wie ich später erfuhr – von Silbach im Sauerland (NRW) stammten. Ich fand jeweils ein Stück mit weißen, gedrungenen, eher unförmigen Calcit xx, z.T. aber auch als kleine farblose, "gestapelte" Rhomboeder (sehr schön); ein Stück mit recht ansehnlichen Chalkopyrit xx (Kupferkies); eine attraktive Stufe mit bis zu 3 cm (!) langem Chrysotil, z.T. auch in Kristallen - sowie ein Stück mit kristallinem, z.T. rötlich-violettem, "vermutetem" Klinozoisit. Alle Stücke sollten hier wahrscheinlich "ein unbegrenztes Dasein als Wegschotter fristen".


    Wegefund - Chrysotil, stenglige Kristalle auf Diabas

    Liste Mineralien Eisenberg ..
    Eine Liste aller Minerale vom Eisenberg findet man übrigens hier ..
    http://www.mindat.org/loc-16711.html

    siehe bitte auch Teil III ..

    Einmal editiert, zuletzt von Geofreund (23. September 2015 um 11:10)

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