wandelnder Wischmopp

  • Liebe Naturfreunde,

    ich möchte Euch wiedermal etwas Komisches zeigen, jedenfalls für mich, denn so ein Vieh hab ich auch noch nicht gesehen.

    (Allerdings hat Werner auch gerade, weiße Fusseltierchen im Forum vorgestellt, die auch sehr merkwürdig aussehen!)

    Also, meins saß auf der Holzbank auf meinem Balkon. Weil es so weiß war, habe ich es auf dem dunklen Untergrund auch bemerkt. Es bewegte sich und lief langsam herum. Zum Fotografieren hab ich es auf eine Pflanzschale gesetzt. Natürlich war es sehr klein, ca 5-6mm lang.
    Nun seht selbst... (leider bekomme ich keine bessere Schärfe hin)





    Es gibt ja Millionen von winzigen Tierchen aber vielleicht kann mir trotzdem jemand dazu etwas sagen. :)

    Liebe Grüße Heidi.

  • Wenn mich nciht alles täuscht, ist das die Larve von Cryptolaemus montrouzieri, dem Australischen Marienkäfer. Die Art wird zur Bekämpfung von Woll- und Schmierläusen in Gewächshäusern eingesetzt. Die Käfer entkommen immer wieder und pflanzen sich auch draußen fort, können aber unseren Winter nicht überleben.

    Viele Grüße
    Klaas

  • Lieber Klaas,

    boah - was Du alles weißt!
    Ich hab mir die Larve (und den Käfer),nachdem ich ihren Namen kenne, mal auf verschiedenen Internet Seiten angeguckt. Das ist sie bestimmt, nur das mein Wuschel bissel weniger Haare hat, als auf den meisten Bildern zu sehen ist. Eine Kopfkapsel ist ja auch vorhanden.
    Hmm... jetzt gibts schon den Australischen Marienkäfer bei uns, hatte ich noch nicht gehört.
    Also so viel ich weiß, habe ich keine W.und Schm.läuse an meinen Pflanzen,nur die normalen schwarzen Blattläuse an den Ringelblumen und der Kapuzinerkresse.

    Lieber Klaas für Deine wiedermal so tolle Hilfe, sage ich Dankeschön!:alright:

    So,und meine Larve,sollte ich sie wiederfinden,werde ich mal dem Werner schicken, damit mein Käferkind endlich mal richtig was zwischen die Zähne bekommt und wenigstens einen schönen Sommer erleben kann! ;)

    Liebe Grüße Heidi.

  • Ich harre der Lieferung !
    Mal sehen was passiert ?

    Aber mich würde eher interessieren wie es dazu kommt,daß diese
    Marienkäferlarve in der Lage ist ,auch solche Wachsauswüchse wie ihre Opfer zu produzieren .Ist doch ne andere Insektenfamilie.
    Kann das vom Verzehr der Woll-läuse kommen ?

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Heidi ,

    Zitat

    Werner, glaubst Du, das sind Wachsauswüchse?

    Jetzt nicht mehr ,das sieht nur so aus !Die weißen Auswüchse dienen vermutlich als Tarnung zwischen den Woll-Läusen .Sie sind wohl nicht wie angenommen aus Wachs wie bei der Schmierlaus.

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Liebe Heidi, lieber Klaas und lieber Werner,

    das hier ist wieder ein Thread mit höchstem Informations- und Unterhaltungswert für mich! :alright:

    Solch ein Tierchen, liebe Heidi, habe ich noch nie beobachtet und bin auch sehr gespannt, ob ich so eines oder den ungewöhnlichen Marienkäfer dazu jemals zu Gesicht bekomme. :)

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • Liebe Rosmarie,

    auch Dir danke ich für Dein Interesse und ich freue mich über Deine Antwort.:)

    Nun geht die Geschichte noch etwas weiter, denn vorhin habe ich gerade auf meiner verlausten Kalanchoe, die separat auf dem Balkon steht, wiederum die kleinen,weißen Käferlarven entdeckt. Doch sind es aber mittlerweile mindestens 4-5 Stück. Also kann ja nicht nur, eine einzelne Larve aus einem Gewächshaus, zu mir gefunden haben. Jedenfalls scheinen ihnen diese Läuse der Blume, zu schmecken und sie sind meine Verbündeten im Kampf dagegen!
    Aber nun gibt es in meiner Pflanze,außer den Ameisen, noch einen Mitspieler, von mir erst auf der Vergrößerung eines Fotos entdeckt.



    Ich sah so eine winzige, weiße Larve in der Pflanze, an einem Faden hängend sich bewegen, die sich vielleicht verpuppen will. :huh:
    Darüber, an der Unterseite eines Blattes, arbeitete eine Spinne an zwei, weißen Kugeln. Mit bloßen Auge aber für mich schlecht zu erkennen. Nun denke ich, das die Spinne die Larven eingewickelt hat. Die Kugeln bewegten sich aber trotzdem noch, also sind sie vom Biss der Spinne nicht gelähmt. Allerdings habe ich nicht mehr solche weißen,fusseligen Haare an den Larven gesehen.




    So hat man eine kleine Wildnis direkt vor der Nase, mit Leben und Sterben, und bemerkt es meist überhaupt nicht!

    Schönes Wochendende für alle und liebe Grüße Heidi.

  • Liebe Heidi,

    Nicht nur in deinem Zaubergarten auch in deiner Wohnung scheint einiges los zu sein.

    Zitat von Heidi

    auf meiner verlausten Kalanchoe


    Da dachte ich zunächst das sei so was ähnliches wie ein Kanapee :D

    Nun lese ich hier:
    was über den australischen Marienkäfer
    ,was nicht stimmen muß !
    Die daraus schlüpfenden Larven ähneln mit ihren zahlreichen, weißen Wachsfäden den Schmierläusen.

    Jetzt würde mich schon interessieren ob das wirklich Wachshaare sind
    wie bei seinen Opfern der Woll-Laus.(Schmierlaus)
    Kannst du das mal überprüfen ? :twisted:

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Guten Morgen lieber Werner,

    ach ist das schön, am Morgen gleich lachen zu können! Du bist ein echter Witzbold! ;)

    Danke für den Link und ich möchte nun wirklich wissen, wie diese Larven auf meinen Balkon gekommen sind! Man kann sie ja sicher teuer kaufen - und zu mir sind sie einfach freiwillig gekommen.
    Ich weiß auch nicht, was das für Läuse da an der Pflanze sind, ich dachte aber keine Schmierläuse. Tja und die Larven haben nun vielleicht doch irgendwelche Wachs-Auswüchse?
    So, ich hab jetzt keine Zeit mehr,muß weg, aber auf jeden Fall werde ich die Sache weiter beobachten!

    Liebe Grüße Heidi.

  • Die Larven sind auf dem üblichen Weg dahin gekommen. Entweder haben sich zwei schwer verliebte Käfer auf Deiner Pflanze getroffen, oder eine Dame mit den Ergebnissen dieser Liebe hat ihre Eier einfach da platziert. Die Käfer entkommen zuweilen aus den Gewächshäusern und es ist davon auszugehen, dass es nicht nur hier und dort einer ist. ;)

    Und "Ja!", es handelt sich um Wachsfäden bei der Larve. Welchen Vorteil es ihr bringt, kann ich nur indirekt mit ihren Opfern in Zusammenhang bringen. Vermutlich werden die Schmier- und ähnliche Läuse eher selten Opfer von Vögeln und anderen Räubern und die Käferlarve ist somit gut getarnt. Kann aber auch sein, dass die Wachsausscheidungen einerseits bescheiden schmecken, vielleicht aber auch andererseits die Ameisen täuschen, die möglicherweise ihre Kuhherde Schmierläuse bewachen.

    Viele Grüße
    Klaas

  • @klaas

    Zitat

    Und "Ja!", es handelt sich um Wachsfäden bei der Larve. Welchen Vorteil es ihr bringt, kann ich nur indirekt mit ihren Opfern in Zusammenhang bringen. Vermutlich werden die Schmier- und ähnliche Läuse eher selten Opfer von Vögeln und anderen Räubern und die Käferlarve ist somit gut getarnt. Kann aber auch sein, dass die Wachsausscheidungen einerseits bescheiden schmecken, vielleicht aber auch andererseits die Ameisen täuschen, die möglicherweise ihre Kuhherde Schmierläuse bewachen.

    Also wenn das nun wirklich so ist,frage ich mich ,warum ein Insekt aus einer anderen Familie in der Lage ist ,wie sein Beutetier Wachshaare zu produzieren.
    Kann es sein,daß die Käferlarven erst durch den Genuß der Schmierläuse in die Lage versetzt werden auch Wachs zu produzieren?

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Liebe Heidi,

    was du alles entdeckst und worüber du nachsinnst, ist für mich Naturbeobachtung vom Feinsten! :alright:

    Ich bin über deine Bilder und Fragestellungen entzückt! Und natürlich über Werners Nachhaken und Klaas´ Antworten genauso! :) Ein für mich höchst interessanter und informativer Thread! Danke! :)

    Herzliche Grüße Rosmarie

    "Sollte man nicht überhaupt begeistert sein über die Welt, in der man lebt?" (Ausspruch von Kasimir hier im Naturforum)

  • @ Wännä

    Es gibt verschiedenste Entwicklungen im tier- und pflanzenreich, die von einander losgekoppelt mehrfach gleich oder ähnlich verlaufen sind. Die Fähigkeit Wachsbehaarung auszubilden hat nichts mit der Beute an sich zu tun. Evolution ist immer der gleiche Verlauf: eine +/- zufällige Mutation, die sich durchsetzt, weil sie Vorteile bringt, durch welche die Art eine deutlich geringere Sterberate aufweist, als die bis dahin vorhandene genetische Rasse.

    Es hat sich also irgendwann ergeben, dass eines oder mehrere Tiere diese Wachshaare bekam und diese Gene weiter gegeben hat. Da diese Tiere weniger gefressen wurden und zum Abschluss ihrer Entwicklung kamen und sich vergleichsweise häufiger paaren konnten, hat sich die Mutation langsam aber sicher durchgesetzt und im Zuge vieler Generationen die Ursprüngliche verdrängt.

    Viele Grüße
    Klaas

  • @Gloohhs

    Zitat

    @ Wännä

    Es gibt verschiedenste Entwicklungen im tier- und pflanzenreich, die von einander losgekoppelt mehrfach gleich oder ähnlich verlaufen sind. Die Fähigkeit Wachsbehaarung auszubilden hat nichts mit der Beute an sich zu tun. Evolution ist immer der gleiche Verlauf: ........... usw.

    Wem sagst du das ?:D

    Du dürftest noch nicht mal auf der Welt gewesen sein als ich mir schon
    Darwins "die Entstehung der Arten"reingezogen habe.:70:

    analoge Entwicklung etc .

    In unserem Fall käme die Fähigkeit -Wachs fürs Haarkleid zu produzieren jedoch auf zwei Arten ,bei der die eine von der anderen gefressen wird und damit Inhaltsstoffe aufgenommen werden.
    Zur reinen Tarnung hätten es "normale" weiße Haare auch getan.
    Über Haare verfügen ja viele Käferarten !
    Gibt es ferner nicht Giftfrösche welche ihr Gift aus der Nahrung beziehen ?

    Ist denn da der Gedanke ,daß sich die Käferlarve des Wachses der Schildlaus bedient -vielleicht um noch ähnlicher auszusehen oder aber gleich zu riechen - so abwegig ?
    Die Natur arbeitet effektiv ,also warum Haare aus Horn oder was weis ich zu produzieren wenn Wachs in Hülle und Fülle vorhanden ist ?

    Solch raffinierte, der Arterhaltung dienende Tricks ,sind doch genau das was Natur ausmacht .

    Und dabei scheint in der Natur fast nichts unmöglich.

    Mit der Behauptung:

    "Die Fähigkeit Wachsbehaarung auszubilden hat nichts mit der Beute an sich zu tun ".

    wäre ich mir nicht so sicher !

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Lieber Klaas, lieber Werner und liebe Rosmarie,

    wie habe ich eben gestaunt, was für eine Diskussion über meine "Viecher" hier stattfindet! :eek:
    Klaas, habe ich doch wirklich gedacht, das meine Larven zu "Fuß" zu mir gelaufen sind.:redface: Du hast natürlich Recht, das es die Käfer waren, die,wie auch immer, hier etwas hinterlassen haben. Ich habe selbst noch nie so einen Australier zu Gesicht bekommen, doch das will ja nichts heißen.

    Warum und woher die Larven solche weißen Wachshaare haben, ist mir nicht so wichtig - auf jeden Fall hat sich ihr Aussehen (oder deren Inhaltsstoffe) als Vorteil/Schutz erwiesen und sichert ihr Überleben in der feindlichen Natur. Ein schönes Beispiel für perfekte Anpassung ...

    Klaas, Du hast hier sehr anschaulich und verständlich erklärt, wie die Entwicklung oder Anpassung einzelner Arten, stattfindet.

    Euch Dreien vielen Dank für Eure interessanten Beiträge und Gedanken! :97:

    Liebe Grüße Heidi.

  • Wännääää..., nääääääääääää..., dat klappet nich'. Wenn die larve die schmierigen Läuse oder was auch immer frißt, dann nimmt sie das Wachs ja oral auf, befördert es also in den Verdauungstrackt. Dort wird das Wachs zersetzt und unbrauchbar, da nicht mal die benötigten Grundstoffe erhalten bleiben würden. Um das Wachs an die Haare zu platschen, wäre das viel zuviel Aufwand für ein Vieh, das den ganzen Tag damit beschäftigt ist zu futtern.

    Ob das bei den Pfeilgiftfröschen so ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Es gibt aber vergleichbare Verhaltensweisen bei den Insekten. So sind Gnitzen, diverse Käferarten und weitere Insekten dafür bekannt, dass sie cantharophil sind, also Cantharidin, das Gift der Ölkäfer, aktiv suchen. Hierzu gehen sie ganz dreist an Ölkäfer heran und klauen sich das Cantharidin aus der öligen Flüssigkeit, die die Käfer bei Gefahr absondern oder bedienen sich an toten Tieren.

    Dabei wird das Gift aber nicht oral aufgenommen, sondern in irgendwelche Drüsen extrahiert, von wo aus es meist verwendet wird, um die eigenen Eier damit einzustreichen, weil das Cantharidin Fressfeinde abhält. In manchen Fällen dient das Cantharidin zusätzlich, um seine Männlichkeit darzustellen, soll heißen, dass wir hier nciht beim alten Klischee der Wirksamkeit der Spanischen Fliege ankommen, sondern dass die Männchen verschiedener Arten das Cantharidin sammeln, um bei den Damen erstmal Eindruck zu schinden (Männchen ohne kommen nicht zum Zug) und dann während der Paarung das Cantharidin zu übergeben, damit die Damen dieses für die eigenen Eier verwenden können.

    Viele Grüße
    Klaas

  • abr Gloohhs - soo doch näääch,

    Zitat von Wännää

    und damit Inhaltsstoffe aufgenommen werden.

    Von Verdauen war nicht die Rede !

    Zitat von Gloohhs

    Um das Wachs an die Haare zu platschen, wäre das viel zuviel Aufwand für ein Vieh, das den ganzen Tag damit beschäftigt ist zu futtern.


    Ja -auf diesen Stuß wäre ich nicht gekommen.Ich hab es nicht überprüft ,ich meine aber ,diese difusen,richtungslosen Wachshaare haben im Innern keine Haare als Träger sondern es sind aus Poren oder Drüsen gepresste pure Wachsstränge.

    Das liesse sich überprüfen ,zumindest bei der Schmierlaus welche mir zur Verfügung steht.

    Liebe Heidi,

    Zitat

    Warum und woher die Larven solche weißen Wachshaare haben, ist mir nicht so wichtig

    Ich hoffe aber dennoch dein Thema noch etwas weiter strapazieren zu dürfen.

    Mit einfacher "Bestimmung der Art und damit basta" -bin ich nun mal nicht immer zufriedenzustellen!Gerade die Überlebensstrategien solch kurioser Geschöpfe begeistern mich.

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

    Einmal editiert, zuletzt von Werner (30. Juni 2014 um 08:03)

  • Guten Morgen lieber Werner,

    na klar kannst Du hier weitermachen - das ist ja das schöne am Forum, wenn sich immer mehr Fragen zu einem Thema ergeben und sich dann daraus richtige Diskussionen entwickeln! Ich weiß, das Du hartnäckig sein kannst - und für mich ist alles dann höchst spannend mitzulesen! :70:

    (Für mich wäre interessant, ob die Spinne meine Larven frist oder ob sich eine Larve quasi vor meinen Augen verpuppt und ich irgendwann mal so einen Marienkäfer zu Gesicht bekomme).

    Liebe Grüße Heidi.

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