Moin,
es kommt selten vor, hängt aber damit zusammen, dass ich kaum fotografiere. Die nun folgende Bilderserie ist mit der Handykamera fotografiert, so dass die Bilder in ihrer Qualität nicht gerade zu den besten gehören. Ich hoffe aber, man kann trotzdem was damit anfangen.
Der Überblick über die Gegend, in der ich war. Die Gegend schimpft sich Seranne Gebirge und stellt im Prinzip den südlichsten Ausläufer der Cevennen dar. Ist so nicht ganz richtig, denn während die Cevennen wohl in erster Linie aus Granit gebildet wurden, wurde das Seranne Gebirge aus grauem und weißem Muschelkalk gebildet. Unschwer zu erkennen, dass es sich um eine Karstlandschaft handelt, die in den Höhen (ca. 600 m NN), vor allem im Sommer, furztrocken ist.
Das Gelände, auf dem wir waren, gehört einem Deutsch-Engländer, der dort seit Anfang der 1980er Jahre versucht ein Gelände im Sinne des Naturschutzes zu führen. Wer bei Google den Begriff "Rancas" eingibt, erfährt mehr darüber. Im Bild sieht man die "Küche".
Um mal die einfachen Verhältnisse darzustellen, die dort herrschen, zeige ich auch mal die "sanitären Anlagen", genannt Plumpsklo. Je nachdem, wie viel Glück man hat, ist das Geschäft geziert mit einem Besuch der Wildschweine, die sich aber auch schnell davon machen, wenn sie es merken.
Kommen wir zur Welt der Wirbellosen auf dem Gelände. Hier strotzt es nur so vor Schmetterlingen. Die vielen Nachtfalter, die wir gesehen haben, habe ich nicht fotografiert, da ich diese größten Teils nicht bestimmt kriege. Es waren aber Ordensbänder in Menge dabei, diverse andere Eulenfalter etc. Im Bild aber ein Pärchen Tagfalter, hier Hipparchia spec., auch als Großer Waldportier (in Südfrankreich leider nur mittels Genital genauer bestimmbar) bezeichnet.
Während diese Art bei uns eine hochgradige Seltenheit ist, die man nur in wenigen Wärmegebieten, wie z.B. dem Kaiserstuhl, finden kann, kann man damit auf dem Rancas und in der ganzen Umgebung die Menschheit tot schmeißen.
Unter- und Oberseite von Nymphalis antiopa, den ich da jeden Tag mit etwa fünf bis zehn Exemplaren beobachten konnte. Die Falter entwickeln sich nicht auf dem Rancas, sondern im Tal an Weiden entlang des ausgesprochen schönen Flusses Vis. Klares Wasser mit Trinkwasserqualität und einer unglaublichen Wasserfauna, wie man sie bei uns meist vergeblich sucht. Die Falter wandern aus dem Flusstal ein.
Unter- und Oberseite von Nymphalis polychloros. Hier gilt im Prinzip das Gleiche, wie für N. antiopa. Nur waren die Tiere deutlich weniger vorhanden, etwa zwei oder drei pro Tag zu beobachten.
Eine Zygaenidae, die ich mich nicht getraue näher zu bestimmen. Die kamen im Flusstal vor, aber nur an einer Stelle und vereinzelt.
Palpares libelluloides, den ich wirklich in großen Mengen gesehen habe. Zum einen auf dem Rancas in kleinerer Anzahl, aber sicherlich um die 10 Exemplare, im Tal auf einer Steppenfläche aber in Mengen. Sie flogen bei jedem zweiten oder dritten Schritt auf. Das Foto entstand bei einer Nachtbegehung der Steppenfläche. Wenn die Tiere günstig und erhöht saßen, leuchteten die Augen im Taschenlampenschein auf und man konnte sich ihnen leicht nähern, was am Tag einfach nicht gelang. Hier zwei Tiere in der Paarung in einem wilden Apfelbaum.
Zuweilen serviert einem der Zufall die seltsamsten Gebilde. Töpfchen von vermutlich einer Sphecodes-Art, die wir fanden, als wir einen Stein umdrehten auf der Suche nach Käfern. Ob die Bestimmung stimmt, ist unklar. Macht die Teile aber nicht weniger toll und erfreut so oder so das Auge.
Wir kommen zum eigentlichen Grund unserer Reise. Was sollte es anderes sein, als die Käfer. In diesem Fall ein Rüsselkäfer der Gattung Larinus (noch nicht näher bestimmt - inzwischen bestimmt, es handelt sich um Larinus cynarae), der mit seinen gut 15 mm ungewöhnlich groß ist für diese Gattung, sich aber typischerweise in Distel aufhielt.
Wer solche Krüppelschlehen sieht, sollte unbedingt genauer rein schauen, denn dann kann er ...
... auf den Zweigen sitzend diesen großen Prachtkäfer, Capnodis tenebrionis, sehen, der es immerhin auf etwa 30 mm bringt. Die Tiere sind meist träge und man kann sie in der Regel seelenruhig betrachten. Lediglich in der größten Mittagshitze sind sie recht agil und fliegen auch schon mal davon.
Unser absolutes Highlight: eine Schachthöhle, in die wir, mit Hilfe einer 7 m langen Leiter ein wenig absteigen konnten, um am Boden Substrat zu sieben. auf diese Art und Weise fanden wir tatsächlich zwei Höhlenkäfer. Gerne wären wir in das schwarze Loch dahinter abgestiegen, aber die Taschenlampe verriet uns, dass wir es besser sein ließen. Dort ging es etwa 20 bis 30 m senkrecht runter. Das wird dann was, wenn wir besser ausgerüstet sind, um dort unten nach weiteren Höhlenkäfern zu suchen.
Auf dem Rancas steht die letzte Ansammlung alter Eichen (Quercus pubescens) im gesamten Gelände. Man findet zwar überall alte Eichen, aber immer nur vereinzelt. Was man diesem Baum nicht ansieht ist, dass er ca. 250 Jahre auf dem Buckel hat. In der Dürre des Geländes werden die Bäume nicht annähernd so groß wie bei uns. Was bei uns eine riesige Eiche wäre, ist hier ein Baum, der es in etwa mit einer 100 jährigen Eiche bei uns aufnehmen kann. Oben im Baum übrigens einer unserer Helfer.
Zum Abschluss, wenn auch qualitativ eher schlecht, ein Bild einer Schmetterlingsansammlung. Zu erkennen sind Nymphalis antiopa (Trauermantel), Hipparchia semele (Rostbinde) und Brintesia circe (Weißer Waldportier).
Vielleicht nervt die Bildqualität, vielleicht ist es trotzdem ein Genuss. Bildet Euch selbst Euer urteil.
Viele Grüße
Klaas