Liebe Leute hier,
habt Ihr aus Wildkräutern auch schon mal was anderes gemacht als immer nur Tee oder Spinat? Ich hätte da so Einiges an kreativem Futter für Euch!
Vor 10 Tagen kam ich aus Polen zurück, von meiner Freundin in Krakau (wir kennen uns schon über 40 Jahre). An einem der Tage dort machten wir, zusammen mit ihrer fast 90jährigen Mutter, eine Autofahrt nach Kattowitz, und fast die ganze Fahrtzeit drehte sich die Unterhaltung nur um Fachgespräche übers Essen, insbesondere Piroggen. Eine Füllung mit Sauerkraut und Pilzen ist für Oma das höchste der Gefühle, die Exemplare mit Kartoffelfüllung jedoch, da meint sie, davon kann man nicht leben und nicht sterben (vermutlich, weil das russisch ist).
Da machte es "pling!" in meinem Oberstübchen. Pilze! ....Pilze...?! - Da war doch was...?!! - Ja richtig! Ich hatte mal ein Wildkräuter-Video gesehen, in dem gesagt wurde, dass Spitzwegerich-Ähren ähnlich wie Wildpilze schmecken. Ohne Übertreibung könne man sogar sagen, sie kommen dem Steinpilzgeschmack nahe. Na, da machte ich mich nach meiner Rückkehr sofort an die Arbeit. Ich erinnerte mich, dass kurz vor meiner Reise der Estedeich gemäht worden war (Este = Nebenfluss der Elbe), auf dem es von Spitzwegerich nur so wimmelt. Dann müsste, so kombinierte ich, der Spitzwegerich wieder ausgetrieben sein und auch neue Ähren gebildet haben. Tja, und was soll ich sagen - genau so habe ich es vorgefunden.
Was ich gesammelt habe, habe ich nicht gewogen, aber es war schätzungsweise so ungefähr ein Pfund. Massenweise Spitzwegerich-Ähren. Falls Ihr das nachmachen wollt: achtet bitte darauf, dass an den Ähren die Blüten noch nicht aufgegangen sind; sie müssen also noch knospig sein. Die Blüten pflegen vom unteren Ende her aufsteigend an zu blühen, das ist sehr leicht zu erkennen an dem feinen, elfenbeinweißen Pünktchen-Kranz, der die Ähre umringt. Vor der Blüte ist die Ähre glatt und ungefähr anthrazitfarbig, und wenn sie ausgeblüht hat, ist sie länger, mittelbraun und rau.
Zu Hause habe ich dann die Ähren feingehackt, in der Pfanne gebraten wie Speckwürfel, und - Pi mal Daumen - sie anschießend mit feingehackter reichlicher Wildkräutermischung, 2 kleinen Eiern und etwas Mehl zum Binden vermischt. Und gewürzt natürlich. Vorher hatte ich schon einen Piroggenteig gemacht, der sich noch ein bisschen ausruhen durfte, bevor es ihm an den Kragen ging. Das Zusammenkleben der Teigkreise war nicht so ganz einfach, wie ich es mir vorgestellt hatte, aber mir kam dabei zugute, dass ich mich noch erinnern konnte, wie ich früher immer Samosas zusammengeklebt habe. Samosas sind indische Teigtaschen, die normalerweise nicht gekocht, sondern frittiert werden. Es ist eine bestimmte Teigrand-Drehtechnik zwischen Daumen und Zeigefinger, und als Ergebnis sieht das dann an der Kante entlang so aus wie eine Kordel. Die Piroggen müssen ungefähr 10 Minuten in Salzwasser kochen.
Und ich schwöre Euch, die Piroggen mit ihrer Füllung, die waren so lecker, dass ich mich überfressen habe. Ich wurde vorübergehend zum Tier. Ich brauchte auch keine zerlassene Butter, die man traditionell darüberkippt. Ich brauchte nichts weiter als die puren Piroggen und war in Exstase. Ungelogen!
Macht doch auch mal was Ungewöhnliches aus Wildkräutern! Das macht einen Riesenspaß, und es ist toll, die Erfahrungen mit den Anderen zu teilen.