Liebe Naturfreund/-innen,
am 20.02.2025 wurde ich in der Mittagszeit auf ein Vogelstimmengewirr erheblicher Intensität und Laustärke aufmerksam und eilte ans Fenster. Auf den Dächern der gegenüberliegenden Häuserzeile saßen mehrere aufgeregte Elstern, die unablässig Warnrufe ausstießen und abwechselnd immer wieder im Sturzflug in den von mir nicht gänzlich einsehbaren Garten eines Nachbarn stießen. Ach, dachte ich, mal wieder eine der streunenden Katzen aus der Umgebung, die diese Attacken auf sich zog.
Dann plötzlich gesellten sich zu den Elstern auch drei laut rufende Rabenkrähen, die sich den Elstern anschlossen. Soweit erstmal nicht gänzlich ungewöhnlich. Als dann aber auch noch ein Schwarm Dohlen aufgeregt über dem Garten flatterten und den Aufruhr komplettierten, fand ich diese konzertierte Aktion mehrerer Rabenvogelarten doch eher so bemerkenswert, dass ich treppab lief, mir eine Jacke überwarf, die Kamera ergriff und mich nach draußen begab um der Sache auf den Grund zu gehen.
Das nahm ein paar Minuten in Anspruch und als ich vor Ort ankam, war mehr oder weniger wieder Ruhe eingekehrt. Die Elstern, Krähen und Dohlen waren abgezogen. Ich war nicht der einzige Augen- und Ohrenzeuge, der auf den Tumult aufmerksam geworden war und so berichtete mir eine außen am Gartenzaun stehende Nachbarin, dass ein Greifvogel gerade eine Elster erbeutet hatte und diese auf der Wiese im Griff hatte, während sich Elstern und Rabenkrähen auf die gefiederte Jägerin gestürzt und dieser ordentlich zugesetzt hatten, bis sie die Elster aus ihren Fängen entließ.
Also meinerseits schnell die Heckenbepflanzung zur Seite geschoben und einen Blick in den Garten geworfen. Und tatsächlich, dort saß auf der Wiese ein Sperberweibchen, sichtlich beindruckt von den zuvor bezogenen Prügeln und anscheinend verletzt, denn die Linke Schwinge hielt der Greif etwas abgespreizt. Der Sperber war so benommen, dass er sich zunächst nicht rührte und nur etwas ängstlich in meine Richtung schaute. Dann kroch er langsam über die Wiese und hockte sich unter eine Thuja-Hecke. Dort blieb er sitzen und schütze seine Augen mit der transparenten Nickhaut, die Greifvögel zusätzlich zu den Augenlidern besitzen.
Wir beschlossen dann, in Unkenntnis der Schwere der erlittenen Verletzungen des Sperberweibchens, die Tierrettung anzurufen, die sich um den Patienten kümmern sollten. Während ich telefonierte um den Vogel zu melden, hatte sich im Garten jemand etwas voreilig um den Sperber bemühen wollen und sich diesem so sehr genähert, dass er in Panik geriet, aufflog und sich recht ungelenk aus dem Staub machte. So musste ich der Dame von der Tierrettung den neuen Sachverhalt schildern und die geplante, fachgerechte Rettungsaktion canceln.
Offenbar waren die Flügelverletzungen nicht so prekär, dass sich daraus eine komplette Fluguntauglichkeit ergab. Ich hoffe, das Sperberweibchen hat sich wieder vollständig erholt.