Naturgewalt und Naturschönheit - vom Wetter zu den Sternen

  • Ein paar Bilder der letzten Tage.
    Gewitterhimmel in Bergisch Gladbach. Erst nur großes Gebrodel.

    kurz nach Sonnenuntergang beleuchtet die Sonne eine große Gewitterzelle (Cumulus capillatus incus) östlich über dem Bergischen Land

    deutlich sind an der Südwestseite der Zelle neue Entwicklungen zu sehen


    weitaus romantischer der Sonnenuntergang über der Vulkaneifel von der Westseite des Hohen List bei Schalkenmehren

    gut zu erkennen, die Sonne ist voller Flecken. Kein Wunder zur Zeit haben wir die höchsten Aktivtät im 11-Jährigen Zyklus.

    in der Nacht geht im Osten der Mond auf. Bild ebenfalls vom Hohen List aus aufgenommen.

    Zeit für ein paar Himmelsbilder.
    Hier die beiden offenen Sternhaufen H & Chi Perseus in der Milchstrasse zwischen Perseus und Cassiopeia zu finden. Mit bloßem Auge als milchige Flecken zu sehen. Mit einem Feldstecher schon ab 8x30 ein wunderschöner Anblick.
    Aufnahme: 12 Bilder je 2 min 200/1800 mm Visac Astrograph Canon EOS 80D ISO 1600 Sternwarte Hoher List / Eifel

    Der Kugelsternhaufen Messier13 im Sternbild Herkules. Ca 500.000 Sterne auf einem Durchmesser von 150 Lichtjahren. Entfernung ca 26.000 Lichtjahre.
    Aufnahme: 7 Bilder je 3 min 200/1800 Visac Astrograph Canon EOS 80D ISO 1600 Sternwarte Hoher List / Eifel

    und dann noch der Ringplanet Saturn mit 5 seiner mehr als 140 Monde. Das Ringsystem ist zur Zeit nur als schmales Band zu sehen. Erst ab 2027 wird der Blickwinkel wieder größer.
    Aufnahme: Komposit aus 2 Bildern (1x 0,5 sec für den Planeten und 1x 4,5 sec für die Monde)

    zum Abschluß noch ein paar Archivbilder von der Sternwarte auf dem Hohen List einsmals die Universitätssternwarte des Argelander-Instituts in Bonn. Seit 2013 betrieben von der Astronomischen Vereinigung Vulkaneifel am Hohen List e.V. ( https://www.hoher-list.de/ ).

    Das AVV-Gelände mit Turm 6 (1-Meter Spiegel) und Turm 7 (11" Celestron)

          (Bild Harald Simon)

    In der Kuppel von Turm 6 1-Meter Teleskop (der Visac Astrograph mit dem ich meine Bilder gemacht habe ist das Instrument ganz unten)

    Dirk

  • Was für imposante Wetterfotos, besonders der Ausschnitt der Gewitterzelle!

    Und endlich wieder Himmelsbilder - danke! :)

    Technisch finde ich es beeindruckend, wie man die Kuppel öffnen kann; das sind ja Tonnen, die bewegt werden müssen.

    Viele Grüße

    Addi

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    "In den kleinsten Dingen

    zeigt die Natur

    ihre größten Wunder."

    Carl von Linné (1707 - 1778)

  • Technisch finde ich es beeindruckend, wie man die Kuppel öffnen kann; das sind ja Tonnen, die bewegt werden müssen.

    Für mich war die Tatsache noch beeindruckender wie präzise das tonnenschwere Instrument positioniert werden kann.
    Die Steuerung fährt gewünschte Positionen mit 1/4 arcsec (Bogensekunden) Genauigkeit an. Das sind 1/14.400 °. Die hohe Genauigkeit wird über Winkelencoder an den beiden Achsen erreicht. Diese Technik hat aber auch einen kleinen Nachteil, das Gerät kann ausschliesslich über Computer gesteuert werden. Eine manuelle Positionierung ist nicht möglich.

    Viele Grüße

    Dirk

  • Lieber Dirk,

    die Wolkenbilder von der Gewitterzelle sind klasse und so herrlich kontrastreich. Kriegst du das so hin, oder musst du digital nachbearbeiten?

    Mir passiert es eigentlich so gut wie immer, dass das Kontrastreiche einer Wolke (also wie vom Auge wahrgenommen) so auf dem Foto nicht herauskimmt. Meistens bin ich mit dem Ergebnis so unzufrieden, dass ich die Bilder wieder lösche.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Die Steuerung fährt gewünschte Positionen mit 1/4 arcsec (Bogensekunden) Genauigkeit an. Das sind 1/14.400 °

    Maßeinheiten, die für mich unvorstellbar sind, wo ich gar kein Gefühl für habe.

    Eine manuelle Positionierung ist nicht möglich.

    Das kann ich mir vorstellen! Ich glaube, wir können gar nicht so feinste, kleinste Bewegungen machen...

    Kriegst du das so hin, oder musst du digital nachbearbeiten?

    Wenn ich Fotos in dieser Art mache (wenngleich ich noch nie so eine tolle Gewitterzelle vor der Linse hatte...), dann verkleinere ich die Blende (= hohe Blendenzahl) und stelle u. U. auch eine ziemlich kurze Zeit ein (alles im manuellen Modus). Die ISO-Zahl sollte natürlich auch 100, maximal 200 betragen.
    Damit kann man schon eine düstere Stimmung erzeugen und man muss gar nicht mehr viel, oder so gut wie nichts nacharbeiten (obwohl man mit den diversen Filter ganz neue Szenerien entwickeln könnte...).
    Ich könnte mir vorstellen, dass Dirk gar nicht so viel gemacht hat, aber ich bin gespannt auf seine Antwort.

    Viele Grüße

    Addi

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    "In den kleinsten Dingen

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    ihre größten Wunder."

    Carl von Linné (1707 - 1778)

  • die Wolkenbilder von der Gewitterzelle sind klasse und so herrlich kontrastreich. Kriegst du das so hin, oder musst du digital nachbearbeiten?

    Hallo Sabine,

    da ich ausschließlich im RAW-Format fotografiere, muß ich alle Bilder mindestens über meinen RAW-Konverter bearbeiten (das was sonst die Software in der Kamera macht). Gerade Wolken sind besonders schwierig weil bei der normalen internen Kamerabildbearbeitung einiges an Kontrast verloren geht.
    In diesem speziellen Fall war aber keine große Bearbeitung nötig, die bereits unter dem Horizont stehende Sonne und die hohe (ca 10 km) Gewitterwolke sorgten für den starken Kontrast und die Farben. Die Wolkenentwicklungen im Vordergrund der Wolke waren noch nicht hoch genug und lagen schon im Schatten. Deshalb auch hier der extreme Kontrast. Nur wenige Minuten später waren sie kaum noch zu erkennen weil auch das Licht auf der Gewitterzelle schnell schwächer wurde. Wie Addi schon geschrieben hat, möglichst niedrige ISO Werte und manuelle Einstellungen sind von Nutzen (wobei es auch mit Blenden- oder Zeitautomtik funktioniert). Unterbelichtungen sind aber nicht nützlich, wenn später die Belichtung oder der Kontrast etwas verstärkt werden steigt das Bildrauschen sehr stark an. Bei meinem RAW-Konverter (DxO PhotoLab 7) kann ich die RAW-Bilder perfekt entrauschen (AI) und die weitere Bearbeitung ist wesentlich entspannter. Für die optimale Schärfung in Adobe Photoshop habe ich mir eine kleine Routine geschrieben die das macht und das Ergebnis kann ich dann über Bildebenen mit dem Originalbild verechnen. Hört sich kompliziert an ist aber schnell und ganz einfach.

    Viele Grüße

    Dirk

  • Danke euch beiden, besonders Dirk für die ausführliche Beschreibung, wie du solche Ergebnisse erzielst. Das mit dem Hochstellenn der Blende muss ich mal ausprobieren. Ich habe meist eingestellt, dass das Bild dunkler werden soll.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Maßeinheiten, die für mich unvorstellbar sind, wo ich gar kein Gefühl für habe.

    14400stel des Vollkreises ist bei einem Umfang von 14400 m dann eine Strecke von 1 m auf diesem Kreis. Der Radius (Umfang geteilt durch 2xPi) ist dann 2291, 83 m. Stellst Du Dich in die Mitte eines solchen Kreises, bedeutet ein Schritt von einem Meter einer Person auf dem Kreis eine Bewegung von 1/4 Bogensekunden. Umgekehrt, wenn Du einen solch langen (~2,3 km) Hebelarm hast, kannst Du mit einem großen Schritt das Teleskop um eben jene viertel Bogensekunde bewegen.

    "Ah, connections, Son. That's the fateful key that Harriet missed, the key to understanding the natural world."

    Father Worm in "There's a Hair in My Dirt! - A Worm's Story" by Gary Larson.

  • Vielen Dank, Ziegelstein. Ich glaube, nun verstehe ich ein wenig mehr.

    Umgekehrt, wenn Du einen solch langen (~2,3 km) Hebelarm hast, kannst Du mit einem großen Schritt das Teleskop um eben jene viertel Bogensekunde bewegen.

    Es ist noch ein wenig früh... :57: Die von Dir angegebene Länge des Hebelarms (theoretisch) ist der Umkehrschluss der Werte, um mir die Bewegung zu verdeutlichen, oder?

    Viele Grüße

    Addi

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    Carl von Linné (1707 - 1778)

  • Die von Dir angegebene Länge des Hebelarms (theoretisch) ist der Umkehrschluss der Werte, um mir die Bewegung zu verdeutlichen, oder?

    Ja, wenn der Hebelarm 2291,83 m lang ist und Du das freie Ende um 1 m bewegste, überstreichst Du vom anderen Ende aus betrachtet 0,25 Bogensekunden.

    "Ah, connections, Son. That's the fateful key that Harriet missed, the key to understanding the natural world."

    Father Worm in "There's a Hair in My Dirt! - A Worm's Story" by Gary Larson.

  • deutlich sind an der Südwestseite der Zelle neue Entwicklungen zu sehen

    Ein beeindruckendes Naturschauspiel und hervorragend fotografisch festgehalten! :alright: :97:

    Viele Grüße
    Uwe

    "Leben ist nicht genug" sagte der Schmetterling."Sonnenschein,Freiheit und eine kleine Blume gehören auch dazu." (Hans Christian Andersen)






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