Motte / Falter im Haus

  • Moin zusammen,

    wir wohnen seit einigen Monaten in einem älteren Haus (50er Jahre) mit etwas gruseligem Keller, Kriechboden und mit Holz vertäfelten Zwischendecken. Also genügend Möglichkeiten, um ein paar ungeplante Mitbewohner unterzubringen.

    Eigentlich seit Anfang an - und nun wo es wärmer wird vermehrt - finden wir kleine Falter im Erdgeschoss. Ich habe euch ein paar Bilder angehängt und habe die Hoffnung, dass ihr mir helfen könnt herauszufinden, was für ein Exemplar es sich handelt.

    Die Falter sitzen zu 90% an der Decke und verhalten sich ruhig, ist Nachts eine Lampe oder der Fernseher an, sieht man hin und wieder ein Exemplar durch den Raum fliegen. Die Falter sind gut 1cm lang (Foto mit Lineal ist angehängt) und <0.5cm breit. Sie sind dunkel gefärbt und tragen ein Muster, das man auf den Fotos hoffentlich ausreichend erkennen kann.

    Unsere Vermutung war, dass wir ein Problem mit Lebensmittelmotten haben. Die Google Suche hatte ein gewisse Ähnlichkeit mit der sog. Mehlmotte ausgespuckt. Ich war skeptisch, weil wir die Motten eigentlich nie in der unmittelbaren Nähe der Lebensmittel finden und auch keine Probleme mit Maden haben. Die Schubladen und Schränke sehen gut aus. Seit ein paar Tagen haben wir Mottenfallen aufgehängt, aber hier sich nur eine einzige Motte "fangen lassen". Ich bleibe also skeptisch und gleichzeitig ratlos. Aber vielleicht habt ihr einen Tipp?

    Wohnort: Lübeck (Schleswig-Holstein)


  • Moin, Monsi,
    kein ganz einfacher Fall. Ausschnitte würden mehr Falter und weniger Drumherum zeigen. Zuerst die gute Nachricht: Es ist nicht die sog. Dörrobstmotte Plodia interpunctella
    Plodia interpunctella - LepiWiki
    mit der ihr ein übles Problem hättet.

    Nach dem was man erkennen kann, handelt es sich um Nachtfalter aus der Familie der Zünsler. Viele dieser Zünsler-Nachtfalter ernähren sich von Pflanzen, Samen, Vorräten oder in Hummel-, Bienen- und Ameisennestern. Mit großer Vorsicht würde ich den Falter als Bienenkorb-Honigzünsler Vitula serratilineella einordnen. Vorsicht deshalb, weil die genaue Artzugehörigkeit nur durch eine Genitaluntersuchung abzusichern wäre. Und es gibt einige sehr ähnlich aussehende, kleine Nachtfalterarten aus der direkten "Nachbarschaft" der Gattungen Ephestia. Eine Übersicht mit Lebendabbildungen gibt es hier:

    Familia Pyralidae (Zünsler (z.T.), Zünsler) - LepiWiki

    Nun geht es dir und euch mutmaßlich gar nicht darum, welche Art ihr genau im Haus habt, sondern vielmehr um die Frage, ob ihr Lebensmittelschädlinge als Hausgenossen habt und ihr euch Sorgen um eure Vorräte machen müsst. Jein. Ich kenne den Bienenkorb-Honigzünsler nur aus der freien Wildbahn. Und es ist sicher nicht abschließend geklärt, wovon sich die Raupen genau ernähren. Der Bienenkorb-Honigzünsler wurde in Europa über Hamburg aus den USA eingeschleppt, und die Nahrung der Raupen wird mit Hummelnestern und Trockenfrüchten in Verbindung gebracht. Ausführlich hier dargestellt:

    https://www.zobodat.at/pdf/ZOEV_43_0282-0286.pdf

    Also erstmal Ruhe bewahren und die Situation weiter beobachten. Einzelne Falter könnt ihr fangen und nach draußen bringen. Gibt es Hummelnester in der Nähe? Habt ihr im Haus Trockenfrüchte aufbewahrt? Raupen an Lebensmittelvorräten muss man nicht unbedingt als solche erkennen, häufig ist es eher so, dass das Lebensmittel verklumpt ist oder sich etwas darin/daran befindet, was wie mit Wattefäden behaftet aussieht.

    Es gibt noch andere Nachtfalterarten, die ganz normal in Wohnungen und Häusern leben und dort nicht schädlich sind oder werden.

    Hat jetzt noch jemand eine Idee? Brimstone  Klaas Reißmann ?

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Wow! Vielen Dank Sabine.

    Ich habe schon in vielen Foren Fragen zu verschiedensten Themen gestellt und das hier war mit Abstand die freundlichste und zugleich professionellste Antwort die ich bislang erhalten habe. Also tausend Dank für deine Mühe!

    Zurück zum Thema:
    Trockenfrüchte sind hier eig kein Thema. Im Schrank habe ich noch irgendwo eine Packung Datteln, aber die ist eig noch geschlossen. Viel spannender ist der Tipp mit den Hummelnestern. Wir hatten im Dach / der Zwischendecke letztes Jahr ein Wespennest, das nicht entfernt wurde. Wir haben es einfach ausgesessen und den Winter abgewartet, weil Wespen sich ja (sofern ich korrekt informiert bin) im nächsten Jahr eh eine neue Bleibe suchen.

    Als ich im Bad Anfang des Jahres die Deckenstrahler getauscht habe, sind mir auch 2-3 vertrocknete Wespen-Leichen entgegen gekommen. Also wer weiß, wie viele Wespen-Nester hier über die letzten Jahre waren. Meinst du das ist relevant und könnte deine These stärken?

    Die Fotos sind leider "nur" mit dem Smartphone aufgenommen, da ist leider nicht viel mit echtem Zoom. Vielleicht kann ich die Tage noch mal ein Spiegelreflex organisieren und eine ordentliche Naheaufnahme zaubern.

    Beste Grüße, Simon

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