Welcher Becherling? => Kerbrandiger Napfbecherling (Tarzetta cupularis)

  • Ein überraschender Pilzfund von gestern, mit einer Namensgebung meinerseits hat es bis jetzt noch nicht geklappt.

    Fundort: Deutschland, Sachsen, Erzgebirgskreis, 450m, Fichten-Buchen-Mischwald, auf Waldboden, 18.05.2023


    Der Fundort


    Zwischen den Veilchen wuchsen kleine (bis zu 13mm) unscheinbare Becherlinge.


    Außer den Veilchen waren nur noch Waldklee und etwas Giersch am Fundort unter der Fichte zu finden.



    Ein Exemplar grub ich aus und habe zu Hause noch einige Bilder gemacht.

    Die Außenseite hat mich an die der Haselbecherlinge erinnert, die aber hier ganz sicher nicht in Frage kommen.



    Die Erde etwas entfernt, dabei leider den untersten Teil abgebrochen (im nächsten Bild wieder dazu gelegt), dieser war wie Hartgummi- fest aber auch biegsam.

    Ich bin mir nicht sicher, ob das zum Pilz selbst gehört oder ein Stückchen altes Holz war, auf dem er wuchs? :91:



    Querschnitt, der Geruch des Pilzes war unangenehm, ohne das ich beschreiben kann, nach was.

    Beim Zerschneiden trat keinerlei Flüssigkeit aus.


    Mehr Informatione habe ich nicht und ich bin gespannt, ob sich dieser Becherling (oder ist es doch noch was ganz anderes?) anhand der Fotos benennen lässt.

    Viele Grüße
    Uwe

    "Leben ist nicht genug" sagte der Schmetterling."Sonnenschein,Freiheit und eine kleine Blume gehören auch dazu." (Hans Christian Andersen)






  • Lieber Uwe,

    sehr schöne und aussagekrätftige Bilder sind das, da bin ich gespannt, ob eine Bestimmung möglich ist.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Lieber Uwe.

    Einen interessanten Pilz stellst Du hier vor! :thumbup:

    ...ich bin gespannt, ob sich dieser Becherling (oder ist es doch noch was ganz anderes?) anhand der Fotos benennen lässt.

    Nun, aufgrund der aussagekräftigen Fotos kann man zumindest auf die Gattung schließen.

    Ein Komplex verschiedener Merkmale wie die Größe, die kleiig-warzige Außenseite, der deutlich wurzelnde Stiel und der gekerbte Rand (auf Bild 6 gut zu erahnen) führen zur Gattung Tarzetta (Kelch- bzw. Napfbecherlinge).

    Hier kommen mit catinus - cupularis und velata meiner Meinung nach drei Arten in Betracht.

    T. velata hat einen deutlich wollig befaserten Rand und kann wohl ausgeschlossen werden.

    T. catinus ist relativ groß (bis 4 cm) und reif flach ausgebreitet.

    Am besten passt makroskopisch Tarzetta cupularis (Napfförmiger Kelchbecherling), der allerdings von T. catinus nur durch die Sporenmerkmale sicher getrennt werden kann. Meine Meinung: Tarzetta cupularis bestimmt mit Restunsicherheit.

    Das wäre dann auch die häufigste sächsische Art der Gattung.

    Vorsicht bei der Bildersuche im Netz. Da gibt es bei diesem Artenkomplex aus meiner Sicht viele falsche Bestimmungen!

    LG, Nobi

    PS. Es gibt natürlich weitere wurzelnde Becherlingsgattungen, u.a. Geopyxis oder Sowerbyella, die ich allerdings aufgrund divergierender Merkmale ausschließen möchte.

    Edited once, last by nobi † (May 19, 2023 at 7:11 PM).

  • Lieber nobi,

    du bist echt eine Kanone, von diesem Becherling habe ich noch nie gehört. Zusammen mit Uwe bildet ihr ein Dream-Team, der eine mit Knallerfotos, der andere mit dem notwendigen Wissen. Ich bin sowas von begeistert.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Am besten passt makroskopisch Tarzetta cupularis (Napfförmiger Kelchbecherling), der allerdings von T. catinus nur durch die Sporenmerkmale sicher getrennt werden kann. Meine Meinung: Tarzetta cupularis bestimmt mit Restunsicherheit.

    Das wäre dann auch die häufigste sächsische Art der Gattung.

    Hallo Nobi,

    nun bin ich aber wirklich sehr überrascht und erfreut. :87:
    Ich hätte eher nicht vermutet, daß eine Bestimmung bis zur Art (mit Restunsicherheit) anhand der Fotos möglich wäre. Dein enormes Fachwissen erstaunt mich immer wieder! :97:

    Herzlichen Dank für deine Hilfe. :98. :28:

    Viele Grüße
    Uwe

    "Leben ist nicht genug" sagte der Schmetterling."Sonnenschein,Freiheit und eine kleine Blume gehören auch dazu." (Hans Christian Andersen)






  • Moosfreund May 20, 2023 at 1:57 PM

    Set the label from unbestimmt to bestimmt mit Restunsicherheit
  • Moosfreund May 20, 2023 at 1:57 PM

    Changed the title of the thread from “Welcher Becherling?” to “Welcher Becherling? => Kerbrandiger Napfbecherling (Tarzetta cupularis)”.
  • Dein enormes Fachwissen erstaunt mich immer wieder! :97:

    Vielen Dank für die lobenden Worte, Uwe!

    Nach ca. 40 Jahren Beschäftigung mit den Pilzen ist scheinbar doch so einiges hängengeblieben bei mir! ;)

    Becherlingsartige Pilze waren viele Jahre ein Schwerpunkt meines Hobbys und so sind mir die Kelchbecherlinge (Tarzetta) dank vieler Eigenfunde gut vertraut.

    So gesehen war es für mich recht einfach, deinem Pilz einen ungefähren Namen zu geben.

    LG und auf weitere gute Zusammenarbeit

    Nobi

  • Becherlingsartige Pilze waren viele Jahre ein Schwerpunkt meines Hobbys

    Hallo Nobi

    Dann muss ich mal etwas fragen. Die kleiige Außenseite sieht für mich schon etwas "gammelig" aus. Täusche ich mich, ist das eine Altersveränderung oder ist das immer so.

    Grüße von der Insel Rügen

  • Hallo Uwe.

    Die kleiige Außenseite sieht für mich schon etwas "gammelig" aus. Täusche ich mich, ist das eine Altersveränderung oder ist das immer so.

    Die kleiig-warzige Außenseite ist eher ein Zeichen der Frische als des Alters!

    Man muss sich das so vorstellen, dass im extrem jungen Zustand (embryonale Phase) die Außenseite aus einer Schicht kurzer Zellketten besteht, welche durch das Wachstum zu lockeren pyramidenartigen Zellhaufen aufreißt. Das ist genau das, was wir als Pusteln wahrnehmen.

    Im zunehmenden Alter driften diese Pusteln weiter auseinander und können schließlich fast völlig verschwinden.

    Einen jungen und "knackigen" Fruchtkörper zeigt das Bild meines Pilzfreundes Dieter Wächter bei 123 Pilze.

    Natürlich mit der typisch warzigen Außenseite.

    LG, Nobi

  • Die kleiig-warzige Außenseite ist eher ein Zeichen der Frische als des Alters!

    Hallo Nobi

    Also, man findet ja riesige Mengen von Fotos im Internet, die teilweise höchst unterschiedlich aussehen. Müssen aber auch nicht immer stimmen. Vor vielen Jahren habe ich vermutlich auch einen gefunden. Nur leicht kleiig.

    Grüße von der Insel Rügen

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