Mein täglicher Spaziergang 2022: 29. Dezember an der Guadalhorce-Mündung

Zitat von Moosfreund

Wie groß war denn dieses nette Tierchen?

Klein. 3-4 cm und ausgewachsen. Leider gibt es mehrere Euscorpius-Arten auf die das zutrifft.

E. italicus, tergestinus und vor allem flavicaudis. Der scheint der häufigste zu sein. Hier gibt es eine Übersicht mit Schlüssel. Dummerweise bezieht er sich nur auf PACA - Provence – Alps – Cote d'Azure und die Drôme provencale ist nicht mit einbezogen. Aber ich bin im Süden an der Grenze zu Vaucluse. Nach der angegebenen Verbreitung tendiere ich zu flavicaudis.

Zitat von Ziegelstein

Mit dem Windberg vor der Nase?

Genau. Den habe ich eben fotografiert mit Schnee auf dem Gipfel.

Normalerweise untertreibe ich ja eher, aber in dieser Woche komme selbst ich nicht mehr mit dem Adjektiv "nett" aus. Es war einfach fantastisch, unglaublich und fast schon unverschämtes Schwein!

Achtung: der Genuss kann je nach Veranlagung zu Herzattacken, Atembeschwerden oder akutem Neidanfall führen! 

Montag, 4.4.

Das Wetter ist wieder sonnig, zwar noch recht kühl, aber wenn nicht der Schnee auf dem Mont Ventoux gewesen wäre, hätte es auch einfach ein schlechter Traum gewesen sein können.

Dieses Bild hätte ich auch fast als Rätsel einstellen können , wenn ich das Objekt nicht so schön zentriert hätte. Seht ihr es? Minucia lunaris

Die Sandlaufkäfer sind auch wieder aktiv. Und ein Weibchen steckt seinen Hinterteil in den Sand und legt Eier - und bleibt so auch bei Annäherung sitzen. Alle Käfer sind mir bei iNat übrigens als Cicindela maroccana pseudomaroccana bestimmt worden.

Dienstag 5.4.

Ich gehe wieder zur Sandlaufkäfer-Stelle. Unterwegs im Wald ein Grüner Zipfelfalter Callophrys rubi.

Mehrere Käfer brummen durch die Gegend. Einen kann ich erwischen. Rhizotrogus sp.

Eine Sandwespe Podalonia sp. schleppt eine Raupe halb auf einen Felsen hoch - und läßt sie dann da liegen.

Heuschrecken schaue ich ja nur an, wenn sie irgendwie besonders sind - so wie diese: Pyrgomorpha conica. Kenne ich zwar aus Spanien, aber trotzdem "nett".

Und auch diese ist keine Unbekannte - habe ich auch sicher schon gezeigt. Eine Nymphe der Haubenfangschrecke Empusa pennata.

Sehe sie mit ihren dünnen Beinchen nicht wie indonesische Stabpuppen aus? Sie bewegen sich auch so.

Als ich mich nach der (erfolglosen) Cicindela-Suche umdrehe, muss ich doch schmunzeln: Am oberen Rand sieht man Fußspuren von einem "normalen" Wanderer. Das Gehampele darunter stammt von mir. Kein Wunder, dass komoot immer denkt, ich wäre nicht in Bewegung.

Mittwoch, 6.4.

Ich hatte ja schon bei dem Zürgelbaumfalter gedacht: wenn das Highlight schon in der ersten Woche da ist, was kann dann noch kommen? An dem Tag war ich mal wieder beim Bach. Und plötzlich sehe ich auf einer Wiese etwas flattern. Das kann doch nicht.... Noch während ich so starre und grüble, trifft das eine Etwas auf ein Zweites und sie versenken sich gemeinsam zwischen die Grashalme. Ich hinterher. Die ersten Fotos schenke ich mir; vom ersten bis zum letzten Foto sind 45 Minuten vergangen, in denen ich auf der Wiese rumgekrochen bin, Aufnahmen von allen Seiten gemacht habe, ohne dass mein Schatten auf das Paar fällt, hier und da ein störendes Grashälmchen entfernt habe. Manchmal wechselten sie ihre Stellung, dann fing alles wieder von vorne an. Nach der langen Vorrede hier ein paar Fotos von der Paarung des Osterluzeifalters Zerynthia polyxena.

Nach diesem Erlebnis musste ich mich erholen und bin nach Hause. Allerdings sah ich auch in der Nähe des Baches noch ein mir völlig unbekanntes Insekt. Es scheint eine Schlammfliege zu sein, Sialis cf. lutaria. Selbst die Ordnung Großflügler Megaloptera ist .

Donnerstag, 7.4.

Es ist wieder grau und nieselig - Erholungstag. Ich bin sowieso noch High vom Tag vorher.

Das einzige Viech ist ein Goldzünsler Pyrausta aurata.

Freitag, 8.4.

Wieder an der Zerynthia-Wiese. Aber diesmal finde ich nur Kleine Wiesenvögelchen Coenonympha pamphilus. Immerhin ein hübsches Foto.

Abends am Terrassenlicht mal wieder mein Lieblings-Pelztier Peridea anceps.

Und ein Neuzugang: Menophra abruptaria

Samstag, 9.4.

Es ist sonnig, aber mit kaltem Wind. Wieder Richtung Bach. Mittlerweile habe ich mich belesen. Die Futterpflanze von Zerynthia polyxena ist Aristolochia rotunda. Die soll an feuchten Gräben und schattigen Waldrändern wachsen. Allerdings ist an den Bach kaum ranzukommen. Er fließt in einem Graben, an den Seiten eine hohe Böschung mit Bäumen und Büschen bestanden. Da hat man kaum einen Blick aufs Wasser. An der Böschung raschelt was. Es klingt größer als eine Mauereidechse. Schließlich sehe ich eine ziemlich große grüne Eidechse weghuschen. Nicht so groß wie die Perleidechse, aber eine Westliche Smaragdeidechse Lacerta bilineata. Leider ohne Foto, aber später sehe ich noch diese junge (die ich zuerst für eine Zauneidechse gehalten habe ) Vor einigen Jahren habe ich mal eine in Portugal gesehen.

Der Grünader-Weißling Pieris napi ist aber .

Sonntag, 10.4.

Für heute hatte ich mir ausgedacht zuerst durch den Wald bis zur Straße mit der Anthocharis-Böschung zu laufen, von dort aus dann zum Bach und in einer langen Runde zurück. Es war immer noch windig, aber wärmer, in der Sonne sogar T-Shirt-Wetter.

Schon bevor ich an der Straße war, sah ich was flattern. Ach Zerynthia sogar hier, ich dachte, der mags feuchter. Hoppla, Zerynthia schon, aber mit so viel Rot - das ist tatsächlich der Spanische Osterluzeifalter Zerynthia rumina! Wie schön, dass ich hier beide habe!

An der Straßenböschung sehe ich einen kleinen weißen Nachtfalter. Den hatte ich schon öfter gesehen, aber nie ein vernünftiges Foto hinbekommen. Jetzt hat er auch einen Namen: Lithostege duponcheli.

Und am Bach/ Graben kann ich einen Blick auf diese Pflanze erhaschen. Das Foto ist mit Zoom, sonst wäre ich in den Bach gefallen. Ich denke trotzdem, es könnte sich um Aristolochia rotunda handeln. Die einzige Pflanze, die ich gesehen/ erkannt habe, aber es müssen bestimmt mehrere dort wachsen.

An einem anderen kleinen Bewässerungskanal sehe ich die erste Libelle für dieses Jahr: Frühe Adonislibelle Pyrrhosoma nymphula.

Und auch der Osterluzeifalter war kein Einzelfund, am Bach sehe ich insgesamt 3 Individuen, meist ziemlich im Gras versteckt.

Als Zugabe gibt es noch einen Segelfalter an einem Fliederbusch. Aus Spanien kenne ich ja Iphiclides feisthamelii, dieser ist der "normale" Iphiclides podalirius und damit .

Auf dem Rückweg setzt sich ein Zürgelbaumfalter Libythea celtis vor mich auf den Weg , nicht dass ich ihn etwa vergesse.

Am 28.4. fängt meine Rückfahrt an - von Montpellier nach Barcelona. Wenn ich bis dahin nix Neues mehr finde, bin ich auch nicht traurig.

Aber jetzt schaue ich erstmal, ob sich am Terrassenlicht was getan hat.

Zitat von Seide

Aristolochia rotunda stimmt, den kenn ich.

Danke Silke, das freut mich. Gestern war ich im Wald auf der Suche nach Aristolochia pistolochia, zumindest denke ich das wäre die geeignete Art für Z. rumina.

Und gegen Dummheit und Unwissenheit ist eben leider kein Kraut gewachsen.

Lieber nobi , Sabine Flechtmann , Klaas Reißmann ,

danke für eure Kommentare.

Es gibt nicht viele Gegenden, in denen man überhaupt die theoretische Möglichkeit hat, zwei Zerynthia-Arten zu begegnen - und dass das dann auch wirklich geschieht, ist wirklich unverdientes Glück.

Lieber Uwe,

Zitat von Moosfreund

Hier muß ich dich korrigieren:

"..., ist wirklich hochverdientes Glück!

schön, wenn du das so siehst , aber ich hatte es ja wirklich nicht geplant (sonst wäre es wahrscheinlich auch nix geworden.)

Seit mir Sabine diese französische Seite gezeigt hatte, wusste ich zwar, dass es Zerynthia hier gibt, aber daran geglaubt, sie zu finden hatte ich nicht und auch nicht explizit danach gesucht.

- Hier ist die Verbreitungskarte für Zerynthia in F. Meine Beobachtungen sind aber noch nicht enthalten, denn sie müssen erst verifiziert werden (*knurr*, da muss doch nur mal jemand die Fotos anschauen...)