Ein ganz besonderes Erlebnis, mit einem solchen Fachmann unterwegs gewesen zu sein! Das wirst Du sicher so schnell nicht vergessen!
Du schreibst des öfteren, dass Du einen Falter hier oder dorthin gesetzt hast. Warum fliegen die nicht gleich (erleichtert) weg? Wenn ich bedenke, wie schwierig es ist, Tagfalter nahe zu kommen, wenn sie nicht gerade trinken... Ist es zu dem Zeitpunkt dann zu kühl? Oder haben sie einfach nur ein phlegmatisches Wesen?
Viele Grüße
Addi
Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Du setzt hier Tag- und Nachtfalter gleich, was nicht klappt, schon wegen anderer Verhaltensweisen. Nachtfalter setzen sich nach ihrer Aktivität irgendwo hin und sitzen dann unter normalen Umständen getarnt und sicher. Darüber hinaus kann man bei Nachtfaltern, bzw. bei vielen, wenn nicht den meisten oder allen, nachtaktiven Insekten ein zeitlich beschränktes Verhalten erkennen. Im Prinzip kann ich nur jedem empfehlen, wenn man die Gelegenheit hat, einer solchen Nachtfangaktion beizuwohnen. Ganz besonders, wenn eher keine Fallen, sondern der Leuchtturm aufgestellt wird. Der Vorteil ist, dass der Leuchtturm durchgängig "bewacht" wird, weil sich die Falter nicht in einem Sack oder einer Kiste sammeln, sondern nur an ein Netz anfliegen, das über die Lichtquelle gesetzt wird. Und hier wird selektiv abgesammelt, was interessiert. Dabei kann man aber auch beobachten. Zum Beispiel, welche Arten(komplexe) gerade angeflogen kommen und wann der Anflug vorbei ist und nur noch die Tiere auf dem Netz sitzen, die eben zur Aktivitätszeit angeflogen sind. Muss man sich dran gewöhnen, da den Überblick zu halten, aber das geht relativ schnell.
Nun ist es auf jeden Fall so, dass die Tiere anfliegen, immer nur zu bestimmten Zeiten, und schlussendlich sitzen bleiben. Entweder, wenn sie merken, dass es kein Vorankommen, bzw. Fortkommen, gibt, oder aber, wenn ihre Aktivitätszeit überschritten wird. Nach etwa 2 Uhr MESZ bleibt der Anflug meist aus. Danach fliegt kaum noch was. Warum auch immer. Wenn man dann morgens an der Falle erscheint, sitzen die Objekte der Begierde in der Falle, zum Teil aber auch im Gelände drum herum. Aus diesem Grund sucht man erst mal die unmittelbare Umgebung der Falle ab, um zu registrieren, was sich dort alles aufhält. Danach wird die Falle Tier für Tier geleert. Es ist früh am Morgen. Es ist kühl, deutlich kühler als am Leuchtabend. Die Tiere sind kalt. Wenn man sie nun umsetzt, kann man verschiedene Beobachtungen machen. Man rechnet eigentlich mit einem Fluchtreflex, der aber ausbleibt. Die einen Tiere haben die Ruhe weg, man setzt sie auf eine Unterlage und kann sie in aller Ruhe fotografieren. Stört man sie zu sehr, beginnen sie mit der Flugmuskulatur zu vibrieren, was sich in einem deutlichen Zittern der Flügel bemerkbar macht. Sie heizen sich auf (was viel Energie kostet, die sie sich in der nächsten Nacht wieder zuführen müssen). Bleibt die Beunruhigung bestehen, fliegen sie weg und entziehen sich der vermeintlichen Gefahr. Andere Falter sind so unruhig (ängstlich), dass sie direkt vibrieren und sich zum Teil versuchen der Beunruhigung zu entziehen, obwohl die Muskulatur noch nicht warm genug ist. Dann fliegen sie ein kurzes Stück und "stürzen" gewissermaßen ab.
Im Prinzip ist die Wärme der Muskulatur das Maß aller Dinge, weshalb man auch nicht zu spät am Morgen seine Fallen aufsuchen sollte. Denn dann heizen sich die Tiere auf und haben einen exzellenten Fluchtreflex. Dann hat man keine Chance sie genauer zu begutachten, zu fotografieren oder ggfs. einzusammeln.
Liebe Grüße
Klaas