In und an der Fundgrube

  • Moin und Hallo allen im Forum

    Moin, weil ich den Sonntagmorgen am PC verbrachte.

    Fundgrube, die Überschrift. Gemeint sind a) eine von Menschen geschaffene Erdvertiefung / Grube in der sich Wasser ansammelte; der Aushubsand wurde unweit als Erdwall gelagert, und b) das Gebiet in dem ich, der Hermann, kürzlich einige Tierarten fand, die ich erstmals in meinem Leben sah.

    Vorgestern, bereits bei der Abfahrt dorthin, hieß es das Rad beiseite zu stellen, denn am Deckel meiner morgens geleerten Bio-Mülltonne zeigte sich ein Käfer. Bei genauerem Hinsehen wird festgestellt: ein Vierfleckiger Kugel-Marienkäfer (Exomus quadripustulatus). Und noch genauer geschaut: die Punkte auf den Flügeldecken leuchten gelb. Also ein E. qu. der selteneren Variante - und meine Erstsichtung einer solchen Spezies.

    Somit begann meine Entdeckungstour verheißungsvoll. Unterwegs querte ein dunkel gefärbtes Tierlein meinen Weg. Dazu meine obligatorische Frage: Ist das ein Käfer? 4 mm lang und zudem schmal. Also anhalten. Ja, es war einer. Im vorigen Beitrag brachte ich seinen Namen, Zweigefleckter Eilkäfer (Notiophilus substriatus), heute kann ich ein Foto von ihm bringen. Auch er ist einer meiner Neuen aus der ‚ Fundgrube‘.

    Bleibe ich bei den Neuen, und zwar bei Wasserbewohnern der Grube.

    Zwischen Pflanzen Im Flachwasser ruderte irgendwas umher. Wissbegierig was es sei, nutzte ich mein Hilfsmittel: ein ausgedienter Skistock plus zeckentfremdeten Küchensieb.

    Nun war fotografieren möglich.

    Eine Wasserwanze, ein Gemeiner Rückenschwimmer (Notonecta glauca) war dort auf Raubzug gewesen.


    Unvermittelt sah ich danach zwei kleine dunkle Lebewesen tieferem Wasser zueilen. Als ich kürzlich ein Foto von solchen hier zeigte, kannte ich deren Namen noch nicht: Sigara lateralis, 6,5 mm die Körperlänge. Die Art soll durch ihre Migrationsfreundlichkeit zu den Pionierarten in neuen Lebensräumen zählen. Und das ist bei dieser Ausgleichsfläche gegeben. (Ich berichtete: Die Betreiber eines Windparks – eine Gruppe Windräder – hatten eine Ausgleichsfläche anzulegen; Wasserflächen und Erdwälle zählten dazu)


    Nun zu Käfern die sich auf den Sandwällen ansiedelten: Bunter Scheibenhalskäfer-Schnellläufer (Stenolophus teutonus) wird einer von ihnen genannt.

    Einer der Käfer, die „Neu für mich“ ist, es sind etliche.

    Der Schwarzköpfige Breithalsläufer (Calathus melanocephalus) gehört auch dazu. Schon interessante Namen. Nur, sie zu finden - ‚Bilderkennung‘ bei ‚Kerbtier.de‘ hilft manchmal weiter.

    Schwarze Käfer versuchen sich ebenfalls unter den wenigen Pflanzen zu verbergen. Sie alle zu zeigen wäre mit zusätzlicher Arbeit verbunden.

    Zu ihnen zählt der häufige Getreidelaufkäfer (Zabrus tenebrioides)

    Oder dieser Kurzflügler dessen Namen ich noch nicht fand.

    Ein bunter soll‘s auch noch sein, Oulema melanopus sein wissenschaftlicher Name. Rothalsiges Getreidehähnchen oder auch Grashähnchen nennt ihn der Volksmund.

    Reim auf Volksmund:

    bleibt gesund!

    Die Winterpause steht vor der Tür-

    die kalte Jahreszeit kommt, gewiss is't, herfür.

    Käfer und Falter verbergen sich und ruhen,

    für Hermann gibt es nichts mehr zu tuen.

    Es grüßt Euch

    Hermann

    Nachtrag: Zur der Käferbezeichnung 'Notiophilus substriatus' fand ich im Nachhinein, dass der Name vermutlich von mir nicht korrekt gewählt wurde.

    Fakt ist, dass bei mir unterschiedliche Notiophilus-Fotos vorhanden sind. Nur, einigermaßen akzeptable Fotos sind mir trotz zahlreicher Versuche nicht gelungen, darum wählte ich ohne weiter nachzuforschen das gezeigte Bild. Genauere Bestimmungsversuche erfolgen nachträglich.

    2 Mal editiert, zuletzt von block (31. Oktober 2021 um 22:11)

  • Ich beneide Dich für Deine Insektenfunde, Hermann. Ich habe hier kein Glück mehr. Alle "meine" Fundstellen sind leer... Vereinzelt meine ich noch eine Wespe gesehen zu haben, die unerwartet vorbeihuschte oder ein, zwei Libellen. Ein paar Lindenwanzen sind an einer mir bekannten Stelle noch aktiv.

    Sind Insekten, die jetzt noch fliegen, die "besonders Harten"? Sicher in den wärmeren Bereichen Deutschlands sind sie vielleicht etwas länger unterwegs, aber Hermann wohnt ja in der Münsteraner Gegend.

    Jedenfalls hast Du einen schönen Reim gemacht!

    Viele Grüße

    Addi

    Viele Grüße

    Addi

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    "In den kleinsten Dingen

    zeigt die Natur

    ihre größten Wunder."

    Carl von Linné (1707 - 1778)

  • Alle "meine" Fundstellen sind leer.

    Addi, als erstes: Über Äußerungen zu Berichten freue ich mich immer! (und, Du bist eine treue Seele.)

    Die erwähnte Fundstelle entdeckte ich erst kürzlich. Im Nachhinein stellt sich heraus, das war ein Volltreffer. Anderswo finde auch ich kaum noch etwas.

    Erwähnen möchte ich noch, dass ich fast täglich in das Gebiet gefahren bin und jeweils Stunden dort verbracht habe. Es war immer wieder spannend. Beim letzten Besuch schwirrten mehrere Libellenpärchen über der Wasserfläche hin und her, doch man kann, und will, nicht alles mit der Kamera einfangen. Von dort gefundenen weiteren Käfern könnte ich noch Bilder bringen. Muss nicht sein.

    Bis demnächst

    Hermann

  • Vielen Dank, Hermann.

    Ich kenne es auch, wenn man regelmäßig das gleiche Gebiet besucht. Zum einen sieht man die Veränderung im Laufe der Zeit, zum anderen überrascht es einen trotzdem immer mal wieder.

    Libellen vernünftig zu fotografieren ist auch nicht leicht, sie sind einfach zu schnell und bleiben selten (länger) sitzen. Bei meinen letzten Versuchen musste ich immer aufpassen, nicht ins Wasser zu fallen, weil ich auf einem Stein in einem Teich stand...! :)

    Viele Grüße

    Addi

    Viele Grüße

    Addi

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  • Ich bitte zu entschuldigen, dass ich Dir ein paar Deiner Bestimmungen knicke:

    - Exomus quadripustulatus ist tatsächlich Harmonia axyridis. Du kannst es sofort merken, wenn Du die weißen Randflecken des Halsschildes siehst. So was hat Exochomus (so wird er richtig geschrieben) nicht. Darüber hinaus ist der Habitus verschieden und die roten Flecken der Flügeldecken sind extrem konstant. Hier völlig abweichend, sowohl in Form, als auch in Farbe.

    - Notiophilus substriatus, die Gattung stimmt, die Art jedoch nicht. Der allererste Trennungsschritt bei den Notiophilus-Arten ist die Beinfärbung. Ein Teil der Arten hat gelblich-braun aufgehellte Schienen (bei rufipes ist mehr als die Schiene aufgehellt, nicht zwingend an allen Beinen, aber mindestens an einem) oder ganz schwarze Beine. Da Dein Tier komplett schwarze Beine hat, substriatus aber zu denen mit aufgehellter Schiene gehört, kann das schon nicht passen. Und tatsächlich ist es Notiophilus palustris, eine der häufigsten Arten bei uns. substriatus ist von den anderen Arten mit aufgehellten Schienen sehr gut abzugrenzen, weil es unter den Notiophilus zumindest in Mitteleuropa die einzige Art ist, deren Intervalle auf den Flügeldecken (bis auf das große, spiegelartige Intervall) chagriniert sind und somit sehr matt, stumpf wirken. Bei allen anderen Arten glänzen auch die auf das große erste Intervall folgenden Intervalle wie eine Bordelltür. Ich habe mal bei kerbtier.de die Vergleichsfunktion gewählt und die beiden Arten da rein gepackt, dass Du sie im Vergleich sehen kannst. Ich weiß nicht, ob das über den Link dann funktioniert, aber Versuch macht kluch. Käferfotos vergleichen - kerbtier.de Ok, funzt nicht. Dann also bei Vergleichsansicht 2x1 auswählen. Dann gibst Du oben bei "erfülle" wie folgt ein: Da steht "Art", daneben "enthält", das lässt Du beides so. Daneben ist ein größeres, freies Feld, da gibst Du den kompletten Namen ein, also z.B. Notiophilus palustris und drückst auf Deiner Tastatur "Enter". In der großen Zeile darunter erscheint ein Thumbnail der gewünschten Art. Das Thumbnail packst Du mit dem Cursor und ziehst es in eines der beiden großen Felder darunter. Zack hast Du den ersten Käfer in großer Ansicht. Dann verfährst Du mit Notiophilus substriatus genau so und ziehst das Thumbnail in das noch freie Feld und schon hast Du sie nebeneinander und kannst vergleichen.

    - ob die Corixidae eine Sigara lateralis ist, lasse ich dahin gestellt. Die Anzahl der Sigara-Arten ist nicht gering und deren Bestimmung nicht ganz ohne. Ich würde sie eher bei Sigara sp. halten.

    - Zabrus tenebrionides ist "nur" ein Anisodactylus binotatus. Alleine die Punktierung der Basis des Halsschildes passt schon nicht. Habitus und diverse andere Merkmale auch nicht. Das Biotop war sicherlich eher feucht und Auwald o.ä. und passt somit gar nicht zu Zabrus.

    - der unbekannte Kurzflügler gehört in die Gattung Sepedophilus und sollte eigentlich Sepedophilus immaculatus sein. Absolute Sicherheit kann ich Dir hier aber nicht geben.

    - Oulema melanopus..., könnte auch genau so gut Oulema duftschmidi sein. Die Trennung der beiden Arten geht nur über das Genital. Also entweder Oulema sp. oder Oulema duftschmidi/melanopus

    Sorry, sollte das alles schulmeisterlich klingen. Das war nicht die Absicht.

    Liebe Grüße

    Klaas

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