Hallo allerseits,
jetzt möchte ich euch endlich von meinem Sonntagsausflug berichten. Mein Strandfahrt-Organisator mausert sich zum Reiseveranstalter und hat für letzten Sonntag einen Trip nach Ronda und Setenil de las Bodegas angeboten. Ich habe mich extra nochmal erkundigt, ob da keine Stadtführung oder gemeinsames Mittagessen oder so enthalten ist. Als er sagte, nein, nur die Fahrt, habe ich zugesagt.
Früh aufstehen, Treffen um 8:30. Auf dem Weg dahin fand ich einen Käfer Chrysolina bankii. Prima, wenn alles schiefgeht habe ich mein Viech des Tages schon!
Ronda ist vor allem berühmt wegen der "Neuen Brücke" - Puente Nuevo, erbaut im 18. Jahrhundert über eine tiefe Schlucht, um zwei Stadtviertel zu verbinden. Die paar Male, die ich da war, haben mich vor allem Alpenkrähen begeistert, die in der Schlucht Flugakrobatik zur Schau stellten.
Aber dieses Mal nicht eine Einzige! Schon sehr enttäuschend. Aber die Brücke und die Schlucht sin natürlich schon beeindruckend.
Ich bin dann runter gewandert und habe die Brücke aus allen Blickwinkeln fotografiert.
Es ist eindeutig Herbst.
Manchmal ist es auch ganz spannend, Leute zu beobachten. In diesem Fall Profi-Kletterer, die sich durch den Wasserfall unterhalb der Brücke abseilten.
Als ich unten angekommen war, habe ich versucht ans Wasser zu kommen.
Vom Bach gibt es keine Fotos, aber mit etwas Geklettere bin ich drangekommen. Im Wasser gab es Flohkrebse Gammarus sp. Nett, aber unbestimmbar. Ich dachte die Schneckchen sind was Besonderes, ist aber irgendeine invasive Art.
Zurück in die Stadt bin ich auf der nicht so steilen geschotterten Fahrstraße gelaufen, vorbei an Teilen der (restaurierten) Stadtmauer. Zwei kleine blasse noch unbestimmte Spanner. Fazit: tolle Landschaft, aber viechermäßig eher dürftig.
Um 15:30 war Treffpunkt am Busbahnhof um nach Setenil de las Bodegas zu fahren. Dieses Dorf in der Provinz Cádiz (zum ersten Mal in diesem Jahr bin ich aus Málaga raus! ) ist berühmt für seine Häuser, die in Felsüberhänge gebaut sind. Als ich aus dem Bus ausstieg, sah ich schon über dem höchsten Teil des Ortes mehrere große Vögel kreisen. Da muss ich hin! Da war mir die Architektur auch egal.
Ich bin also die steilen Straßen hochgehetzt und stand dann oben einfach nur mit offenem Mund. Zum einen natürlich atemlos, zum anderen aber völlig fassungslos! Viele Gänsegeier kreisten über der Hügelkuppe, kamen dann von hinten knapp über die Olivenbäume gesegelt, so dass man das Rauschen der Flügel hören konnte. Ich habe versucht zu zählen, aber ob es nun 30 oder über 50 waren, kann ich nicht sagen. Hier habe ich versucht, möglichst viele draufzukriegen.
Wie ihr ja wisst, bin ich nicht gerade der Spezialist im Flugaufnahmen machen. Natürlich habe ich es doch versucht.
Was sind das nur für riesige Vögel! Dass dieser massige Körper überhaupt in der Luft gehalten werden kann! Die Armschwingen nehmen mehr als die halbe Flügelbreite ein. Jede einzelne Feder muss also richtig was leisten. Ich habe geschaut, manche waren etwas dunkler als andere und hatten keine weiße Halskrause, aber das sind wohl nur Unterschiede zwischen Jungen und Adulten. Es war kein Mönchs-, Schmutz-, Bart- oder Sperbergeier darunter.
Zuerst dachte ich, hinter der Hügelkuppe liegt vielleicht ein Aas und bin in die Richtung. Sie wichen mir ein bisschen aus, kurvten dann etwas weiter unterhalb herum. Es landete auch nie einer. Die hatten einfach nur ein Segeltreffen.
Das folgende Foto ist unbearbeitet, ich konnte auch das Zoom gar nicht völlig ausfahren, dann hätte er nicht draufgepasst.
Über eine Stunde habe ich da oben verbracht und über 100 Fotos gemacht. Dabei bin ich gar nicht der Viel-Fotografierer. Mehr als die Hälfte waren natürlich unbrauchbar, unscharf oder nur noch die Flügelspitze drauf. Manchmal bin ich auch einfach nur gestanden und habe zugeschaut. Irgendwann hatte ich dann Zeit auch mal das Dorf zu betrachten.
Beim Runtergehen habe ich einen Mann auf der Straße getroffen und gefragt, ob das normal ist, dass so viele Geier da sind. Er war nicht sonderlich überrascht - höchstens über meine Frage - und sagte nur, "Nein, die sind dann auch bald wieder weg." Also habe ich einfach Glück gehabt! Das war auf jeden Fall ein unvergessliches Erlebnis!
Ich hatte noch Zeit genug durchs Dorf zu schlendern, aber auf den beiden Straßen mit den Felsen, die vom Fluss ausgewaschen wurden, so dass man darunter Häuser gebaut hat, war es voll wie auf den Ramblas in Barcelona.
Da habe ich mich schnell verzogen und bin am Bach entlang gegangen. Da habe ich auch endlich Ischnura graellsii gesehen. Die habe ich ja in Antequera dieses Jahr vergeblich gesucht.
Von einer Brücke konnte ich noch eine Gebirgsstelze Motacilla cinerea beobachten.
Der Trip war zwar völlig anders als erwartet, aber erfolgreich. Ich habe mich jetzt für alle weiteren Fahrten angemeldet, ganz egal wohin. Alle zwei Wochen gibt es eine Tour.