Smartphone als Kamera ersatz (in 3 Teilen)

  • Nachdem in meinem alten Smartphone der fest eingebaute Akku allmälich seine Kapazität verloren hat, habe ich mich für ein neues entschieden mit dem Hintergedanken es auch als Kamera für Naturaufnahmen zu verwenden. Das neue Gerät kann Fotos mit 108 MegaPixel machen und kann in FullHD Videos mit 120 Frames pro Sekunde aufnehmen. Das war für mich als Leie im Fotobereich zunächst eine ausreichende Angabe um ausreichend gute Aufnahmen machen zu können. Das ich nicht an die Qualität von Profikameras ran komme war mir durchaus bewusst, aber es ist der Kompromiss zwischen einfach immer dabei und zusätzliches Equipment für Fotos mitschleppen den ich damit eingehe. Was das betrifft hat es soweit funktioniert. Abgesehen von mangelndem Wissen und Erfahrung was Fotografieren angeht hat sich schnell herausgestellt das es Grenzen gibt die man so (noch) nicht überschreiten kann.

    Teil 1 (Video)

    Zunächst hatte ich die Idee das man aus Videos mit 120fps schnelle Bewegungen in klaren Bildern einfangen kann. Das ist jedoch nur bei immer noch relativ langsamen Bewegungen zutreffend. Ein großes Problem dabei ist, das es am besten funktioniert wenn man einen stehenden Hintergrund hat. Dafür benötigt man ein Stativ da sonst das Gesamtbild wackelt, was das ganze Bild unschön macht und durch die Bildkomprimierung vom Video alles mitsammt dem Motiv zusätzlich unscharf macht. Besonders dann wenn man versucht fliegende Objekte zu verfolgen.

       

    Aufnahmen aus 4k Video mit 60fps (Zeitlupen Aufnahmen mit 240fps sind dabei auch nicht deutlicher)

      

    Auch wenn es vorherzusehen war, das hat schonmal nicht so gut geklappt. Meine Kamera kann jedoch sogar in FHD 240fps aufnehmen. Nachteil: 5 Sekunden Aufnahme, dann weitere 10 Sekunden speicherung. Danach muss man die Aufnahme neu starten. So verpasst man mehr als man aufnimmt. Also ist das nicht gerade eine voreinstellung die gut funktioniert. Aber es gibt hier (bei meinem Gerät) Alternativen. Die Kamera kann auch 4K Video mit 60fps oder 8K Video mit 30fps ohne Zeiteinschränkung aufnehmen. Ich verwende, um möglichst wenig schon bei der Motiv suche zu verpassen, die 8K Variante als Standardvorgabe beim Start. Beim verringern des eingebauten Zoom unter 1,0 (das ist bis 0,6 möglich) erfolgt ein automatischer wechsel des Objektives zum Ultraweitwinkel. Dabei wird auch die Auflösung geändert. Also immer wieder Einstellung kontrollieren/nachstellen vor jeder Benutzung.

  • Teil 2 (Fotos)

    Ist das Motiv gefunden und nicht in bewegung, kann ich das Video anhalten und versuchen höher auflösende Fotos zu machen. Die Umstellung dauert ca. 3 bis 5 Sekunden, was manchmal schon zu lange ist. Aber ich hab dann ja schon mal erste Bilder im Video. Will ich für die Fotos keinen Autofokus verwenden dauern die Einstellungen einiges länger bis passende Einstellungen gefunden sind, sofern ich diese mit dicke Finger auf dem Touchdisplay finde und sauber einstellen kann ohne das Bild selber bei der Anpassung mit der Hand zu verdecken oder das Smartphone zu sehr zu verwackeln und das Motiv neu suchen zu müssen. Die Fotoaufnahmen unter der vorauswahl 'Foto' mit 15MP sind für den Hausgebrauch wie Personen im Abstand von 1 bis 5m oder Gruppen und Landschaft gedacht. Das funktioniert gut. Das Problem ist: Vögel und Insekten sind doch einiges kleiner. Da das Motiv zu klein ist um Details scharf zu sehen und der Autofokus meist nur auf die Umgebung abgestimmt ist, sind diese Bilder für den gedachten Zweck oft nicht zu gebrauchen. Verwendet man den Zoom (Digital) sollte man nicht mehr als 2fach verwenden da sonst unschärfen von der Auflösung des Restbildes auftreten können. Bei Video schon ab 2fach, bei Fotos spätestens dann bei Ausschnitten oder nachträglichem vergrößern der Fotos.

    Aufnahme 8k Video mit Tele 4fach Zoom

    Dabei erst hab ich festgestellt das meine Kamera 3 Objektive hat. Ein Makro, ein Weitwinkel und ein ultra Weitwinkel. Mit dem Weitwinkel werden die normalen 15MP und 108MP Fotos, sowie die Videos gemacht. Das heißt: Ohne Zoom keine normale Größe eines Objektes. Oops! Kein Wunder also das meine Vögel alle so klein sind das man nichts erkennt. Man müßte also doch schon sehr nah ran ans Motiv. Übrigens - nur bei 108MP wird die gesammte Linse benutzt. Bei 15MP wird nur ein Teilauschnitt davon verwendet und infolge dessen das Bild größer dargestellt. Es ist jedoch tatsächlich nicht mehr oder weniger Auflösend von der Pixelgröße her als die 108MP. Da das auch bei Videos so ist sind diese beim Zoomen schneller unscharf, rein von der Auflösung her. Die vorhandenen Auflösungen sind: Foto 108MP=12032x9024, Foto 15MP=5920x2664, Video 8k=7680x4320, Video 4k=3840x2160, Video FHD=1920x1080. Ein Bild aus dem 8k Video ist (nur von der Auflösung her) also fast gleichzusetzen mit 15MP Foto. Daher meine entscheidung zum 8k Video als Standardvorgabe auch wenn durch die Videokomprimierung zusätzlich unschärfen entstehen. Schafft man es einen Moment lang das Motiv ruhig zu halten ist ein Bild aus dem Video schon nicht schlecht, wenn auch keine große Schärfe vorhanden ist. Bei der Einstellung für Serienbilder hab ich festgestellt das hier maximal 1 Bild pro Sekunde aufgenommen wird. Bei meinem alten Phone ging da mehr, allerdings auf kosten der Bildqualität.

  • Teil 3 (Telezoom)

    Um den digitalen Zoom zu umgehen wurde zunächst mal zum Testen ein billiges Teleobjektiv (20 fach) besorgt. Tatsächlich sind die Motive jetzt größer, aber ein scharfes, klares Bild hat man damit nicht und das Fokussieren bedarf auch einiges an Feingefühl. Woran liegt's? An der CR (Chromatischen Aberation-Farblängenfehler der Linsen im Objektiv).

       

    Dadurch das die Linsen in einem Smartphone schon recht klein sind und auch ein nachträglicher optischer Zoom mit sehr kleinen Linsen und somit großer Beugung des Lichtes im Glas ausgestattet ist, sind die CR Werte ausserhalb des Bildzentrums extrem. Solche Probleme haben 'normale' Kameras meines wissens, wenn überhaupt, nur in geringen Mengen am Bildrand. Nichts desto Trotz hab ich damit auch halbwegs erkennbare Fotos von kleinen Tieren auf ca. 5m Entfernung geschafft. Eine Frage des Lichtes, der Einstellungen und des Motives.

    Daraufhin hab ich mir ein zweites Zoomobjektiv besorgt, auch ein billiges, aber nur 4 bis 12fache Vergrößerung. In der Hoffnung das die CR dort nicht ganz so extrem auftritt. Das war leider nicht der Fall. Trotzdem arbeite ich jetzt mit dem neuen weil sich das Motiv bei 4fach schneller finden lässt und ich dann immer noch bei bedarf stufenlos auf 12fach vergrößern kann, was eigentlich ohne Stativ wegen verwackeln bei Aufnahmen frei Hand schon zu viel ist. Es gibt auch bessere Teleobjektive für Smartphones. Die Preislagen sind derzeit jedoch in einem Bereich wo man überlegen sollte ob nicht eine 'normale' Kamera mit optischem Zoom die bessere Lösung ist. Wegen des verwackelns: Es gibt auch Stative für's Smartphone. Dabei wird das Phone in eine schmale, gummierte Halterung eingeklemmt (geschraubt oder mit Zugfeder) wonach diese dann an ein normalem Stativ angeschraubt werden kann. Probleme damit gibt es wenn man das Phone in eine zuklappbare Schutzhülle hat. Diese lässt sich nur schwer so einklemmen das man gut ans Display kommt und es nicht aus der Halterung herausrutschen kann. Wer verwendet schon unterwegs sein Smartphone ohne Schutzhülle oder möchte es unterwegs da ausbauen. Smartphones haben ja meist so glatte Flächen, so das es beim hantieren aus der Hand rutscht. Das Teleobjektiv sitzt mit der Schutzhülle übrigens auch nicht so direkt vor der Linse wie es sollte, was die Qualtät auch nicht gerade verbessert. Während das Tele noch klein und handlich in eine Jackentasche passt ist ein Stativ wieder Zubehör das extra Platz braucht und für mich daher nur für im Garten gut wäre.

    Mein Fazit: Stand 2021 - Im Makro und Nahbereich ist es für Anfänger völlig ausreichend mit dem Smartphone die Natur zu entdecken und Erfahrungen beim Fotografieren zu sammeln. Für alles weitergehende (größere abstände, Vögel die nicht im Garten an Menschen gewöhnt sind, verbessern der Qualität) braucht man jedoch anderes Equipment.

    Hier sind noch einige Fotos die ich zu Testzwecke erstellt habe.

    15MP ohne Zoom Auschnitt Vergrößerung

      

    15MP mit 4fach digital Zoom der Kamera und Auschnitt Vergrößerung

      

    Aufnahme aus 4k Video mit 4er Tele und 12er Tele

     

    Aufnahme aus 8k Video mit 4er Tele und und 12er Tele

      

    Einmal editiert, zuletzt von Nübby (15. September 2021 um 14:36)

  • Nübby 15. September 2021 um 14:25

    Hat den Titel des Themas von „Smartphone als Kamera ersatz - Teil 1 (in 3 Teilen)“ zu „Smartphone als Kamera ersatz (in 3 Teilen)“ geändert.
  • Nachtrag:

    Ich habe mir jetzt ein nicht so billiges Teleobjektiv besorgt (20 bis 40fach, ein mit kleinerer Vergrößerung wäre ein vielfaches teurer gewesen). Es ist jedoch um einiges größer als das bisherige und passt nicht mehr in die Jackentasche. Also doch eine zusätzliche Tragetasche für unterwegs. Eine passende, praktische zum umhängen hab ich gefunden. Dann musste ich mir jedoch ans Tele selber noch eine passende Halterung für's Smartphone anbringen. Eine einfache (bereits vorhandene) mit Gummi unterlegt, passend ausgerichtet und mit Kabelbinder befestigt.

      

    Gewicht komplett mit Smartphone tragbare 800g (ohne umhänge Tasche). Tele alleine mit Befestigung 500g.

    Das Anbringen geht relativ schnell. Das genaue einpassen der Optik übereinander geht mit etwas Übung innerhalb von 10 bis 15 Sekunden. Einmal befestigt wird es nur für Nahaufnahmen gelöst und danach gleich wieder passend angebracht. Hier jetzt Vergleichsbilder zu vorher. Gleiche Tiere, gleiche Entfernung, größere Vergrößerung.

    unbearbeitet aus Video (8k)

    Ergebniss

    unbearbeitet
    und zugeschnitten

    Das ist schon mal um Klassen besser als vorher und reicht für den Hausgebrauch. Um den schwarzen Rand bei der Aufnahme schon zu vermeiden muß ich allerdings den Digitalzoom vom Smartphone zwischen 1,3 bis 1,7fach verwenden. Dann ist allerdings auch oben und unten schon was abgeschnitten. Das Entspricht einer gesamt Vergrößerung von mehr als 20fach und ist frei Hand ohne anlehnen an Bäume oder Zäune nur schwer still zu halten. Auch das Objekt finden ist dabei nicht ganz einfach. Zur unterstützung hab ich meist ein Einbein Stativ am Hosenbund befestigt mit (250g, 3 schnell ausfahrbare Stangen, recht stabil). Ausrüstungskosten jeweils Neuwerte: Mein Smartphone 650€, Teleobjekiv 300€ und Kleinkram (Halterung, Tragetasche, Stativ) 20 bis 40€ macht zusammen knapp 1000€ Neuwert. Aber jedes Hobby kostet und es muß ja nicht immer alles 'neu' sein.

  • Das macht für mich so keinen Sinn mehr. Für weniger als 500 Euro bekommst du eine Nikon Coolpix B700.

    Die ist nicht viel schwerer als deine Ausrüstung aber einfacher zu handeln und die Bildqualität spielt in einer anderen Liga (s. Bilder von Seide (Silke)).

    Viele Grüße

    Dirk

  • Das macht für mich so keinen Sinn mehr. Für weniger als 500 Euro bekommst du eine Nikon Coolpix B700.

    Hallo

    Das sehe ich auch so. Warum mit riesigem Aufwand ein Handy verbessern, wenn es günstiger und besser mit einem Fotoapparat geht? Wenn man plötzlich mal telefonieren muß, was dann?

    Dann musste ich mir jedoch ans Tele selber noch eine passende Halterung für's Smartphone anbringen. Eine einfache (bereits vorhandene) mit Gummi unterlegt, passend ausgerichtet und mit Kabelbinder befestigt.

    Mit Kabelbinder befestigt? :eek: Klingt nicht professionell.

  • Das ist auch nicht professionell. Das Smartphone ist ohnehin fällig gewesen und nicht nur wegen der Fotos. Das Tele ist auch nicht 'neu' gekauft. Für eine passende Halterung hätte der Hersteller über 100€ haben wollen und dann hätte ich das Smartphone immer aus der Schutzhülle nehmen müssen. Deshalb diese gebastelte konstruktion mit der Halterung. Sicher gibt es günstige Fotoapparate die einfach bessere Fotos machen. Aber das Phone hab ich eben immer dabei. Das Tele nur dann wenn ich gezielt auf die Suche gehe. Als Anfänger/Einsteiger in der Materie ist das ein Experiment um zu lernen was geht. Ich habe auch noch nicht das Optimale mit den Einstellungen raus. Daran arbeite ich noch. Wie ganz oben beschrieben hatte ich auch keine professionellen Ergebnisse erwartet, sondern wollte feststellen wie weit man derzeit mit einem Smartphone in diese Richtung kommt. Und wenn es Klingelt dreh' ich die Befestingsschraube los und telefoniere wie gehabt.

    Eine professionellere Ausrüstung kann ich mir, wenn ich wirklich dabei bleibe und mir die bisherige erreichte Qualität nicht reicht, bei steigenden Anforderungen passend zum speziellen Bedarf dann zulegen.

  • Interessant, wie Du Dich mit dem Smartphone an bessere Fotos herantastet. Das ist schon ein Unterschied bei den Fotos. :thumbup: Ich kann mir vorstellen, dass Dich das gefreut hat. Ich hätte nicht gedacht, dass man mit einem Smartphone so viele Dinge anstellen kann.

    Als Anfänger/Einsteiger in der Materie ist das ein Experiment um zu lernen was geht.

    Eine professionellere Ausrüstung kann ich mir, wenn ich wirklich dabei bleibe und mir die bisherige erreichte Qualität nicht reicht, bei steigenden Anforderungen passend zum speziellen Bedarf dann zulegen.

    Ich denke, diese Entwicklung kommt von ganz alleine, wenn Du merkst, dass es Spaß macht und Du dabei bleiben möchtest und Du Dir dann doch eine passende Kamera zulegen möchtest.

    Viele Grüße

    Addi

    Viele Grüße

    Addi

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    "In den kleinsten Dingen

    zeigt die Natur

    ihre größten Wunder."

    Carl von Linné (1707 - 1778)

  • Guten Morgen,

    Zum Lernen ist das Handy auch nicht wirklich geeignet meiner Meinung nach.... da braucht man sich keine Gedanken über Blende und Belichtungszeit machen... Bildaufbau kann man lernen... aber jeder wie er meint.

    LG Silke

  • Das ist bei den vorgegebenen Einstellungen richtig. Jedoch kann man auch hier eine Einstellung wählen bei der man alles manuell einstellt. Verschlusszeiten zwischen 1/4000 und 1/30 bei Video, bei Foto von 1/4000 bis 30. Iso ist von 50 bis 6400 einstellbar. Fokus natürlich auch. Beim Weißabgleich sind manuell über Schieberegler Werte von 2000 bis 8000 einstellbar. Ebenso kann man bei Fotos dann die Linse (Makro, Wide, Ultrawide) und die Auflösung 15MP oder 108MP (nur bei wide Linse) frei wählen. Vorgegebene Einstellungen gibt es für Nacht, Portrait, Panorama, Supermond, Kurzvideo, Dokumente, VLOG, Zeitlupe, Zeitraffer, lange Belichtung, Dualvideo.... . Es war eben kein 150€ Smartphone und ich hatte vorher keine Ahnung vom Fotografieren. Ich taste mich also auch erst langsam an jeweils passende, manuelle, optimale Einstellungen ran. Da ich, seit ich hier dabei bin immer alle Beiträge lese, hab ich von euch auch zu diesem Thema schon viel dazugelernt. Dafür auch nochmal ein Danke schön an alle.

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