• Moin allen Forumer*innen

    Vor der Tür im Garten gefunden, schrieb ich gestern. Heute sah ich auf dem Fensterrahmen den abgebildeten Weberknecht. Was mich bei ihm faszinierte war die Art der Beinesortierung und insbesonders die Länge der Beine des zweiten Beinpaares. Lange Beine kennt man bei der Kohlschnake, lange Fühler bei den Langhornschmetterlingen; derartige Weberknechte sah ich noch nie.

    Vorgestern wunderte ich mich. Entlang meiner Käferfund-Brachfläche war ein 5 Meter breiter Streifen gemäht worden. U.a. waren fast alle der Wilden Möhren die dort wuchsen verschwunden. Das Mähgut wurde abgefahren. Also 'Aus' mit Käfern und Faltern auf dieser Fläche?

    Reste davon, die ich in dem nicht gemähten Bereich fand, möchte ich zeigen.

    Ein ! Käfer.

    Ein Ophonus ardosiana dürfte es sein.

    Er verbarg sich in dieser trockenen Dolde einer Wilden Möhre.

    Diese wiederum steckte in einem kleinen Sammelkästchen. Ich hatte vor einigen Tagen Dolde plus Käfer in dasselbige gesteckt, um den Käfer daheim zu bestimmen.

    Doch dann ist mir das Kästchen wohl aus der Tasche geruscht. Zwischen Brombeergesträuch fand ich es wieder.

    Der Käfer spielte wieder Verstecken, ein Zeichen dafür, dass er die Tage im Gewahrsam gut überstand.

    Ein Kleiner Feuerfalter ließ sich ebenfalls blicken.

    Er verharrte unentwegt zwischen den Halmen - und zeigte mir den mißgebildeten Flügel.

    Erneut einer mit verkrüppeltem Flügel, dachte ich, derartige sah ich mehrere in diesem Jahr.

    Die Ausnahme: mehrere Schafgarben-Silbereulchen Macdunnoughia confuso flatterten umher oder saugten in den Blüten einer Kanadischen Goldrute.

    etwas abgeflogen

    Mein erster Blick richtet sich stets auf das weiße Zeichen auf den Flügeln. Ist das vielleicht eine der häufigen Gammaeulen?

    Diese Gammaeule besuchte abends mein erleuchtetes Fenster.

    Vondannen, Flucht?

    Das Falterchen ließ sich bei seiner Mahlzeit nicht stören. Ich konnte die Blüten beliebig bewegen, bzw. im Wind ruhig halten, und das lange Zeit.

    Sowas erlebt man selten.

    Soviel für heute vom

    Hermann

    Einmal editiert, zuletzt von block (13. September 2021 um 14:14)

  • Hallo Hermann,

    der Weberknecht (oder was immer es ist) sieht ja toll aus! Sowas habe ich auch noch nicht gesehen. Da würde ich gerne mehr drüber erfahren. Bei dem Falter (den ich auch nicht kenne) dachte ich auch zuerst an Gammaeule... schön, dass du sie zum Vergleich gezeigt hast, ist ja doch ganz anders.

    Liebe Grüße
    Susanne

    "Ach, die Welt ist so geräumig, und der Kopf ist so beschränkt!" (Wilhelm Busch)

    Tierartenliste 2024 gesamt: 317, neu: 26, Vögel: 84, Nachtfalter: 60, Disteltiere: 33

  • Vor der Tür im Garten gefunden, schrieb ich gestern. Heute sah ich auf dem Fensterrahmen den abgebildeten Weberknecht. Was mich bei ihm faszinierte war die Art der Beinesortierung und insbesonders die Länge der Beine des zweiten Beinpaares. Lange Beine kennt man bei der Kohlschnake, lange Fühler bei den Langhornschmetterlingen; derartige Weberknechte sah ich noch nie.

    Toller Fund ,Hermann :thumbup::thumbup:

    Diese Art hab ich noch nie gesehen .Bin gespannt wie der sich nennt.

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Hallo Hermann,

    das sollte der Streckfuß (Dicranopalpus ramosus) sein. Interessantes Tierchen, und noch gar nicht so lange bei uns heimisch. Und wie es der Zufall will, saß gerade einer bei mir an der Eingangstüre, als ich nach Hause kam.

    Beste Grüße

    Markus

    In girum imus nocte et consumimur igni

  • Markus, eine Aufnahme nachdem sich der Weberknecht um 180° gedreht hatte. Immer noch interessieren mich ausschließlich die Beinlängen (85 mm von Spitze zu Spitze der längsten) und die Bündelung der Beine entlang einer Holzkante, das Gesamtbild also.

    Zudem: Latein ist nicht mein Ding.

    Hermann

  • Lieber Hermann und Markus,

    der Weberknecht ist definitiv Dicranopalpus ramosus. Seit seiner Einwanderung nach Deutschland breitet er sich zunehmend nach Norden aus. 2009 gab es in Schleswig-Holstein nur 7 Fundpunkte, davon einen aus meinem Wohnort ;) . Auch wenn "Latein" nicht dein Ding ist, bis vor ein oder zwei Jahren hatte dieser Weberknecht nur einen wissenschaftlichen Namen, bis die Arachnologische Gesellschaft allen in Deutschland bekannten Spinnenarten deutsche Namen verpasst hat. Wobei ich manche Namen ziemlich bescheuert finde; wieso muss eine Springspinnengattung "Hockling" heißen.

    Deine Gammaeule ist eine solche. Dafür darst du mir gerne mal eine Schafgarben-Silbereule vorbeischicken.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Ich meine es an anderer Stelle schon mal getan zu haben, aber weise immer wieder gerne darauf hin: Latein und lateinische Namen ist nicht richtig. Die Wissenschaftlichen Namen sind aus einem Gattungs- und einem Artnamen zusammen gesetzt. Oder, wer es unbedingt schick ausdrücken möchte, aus dem Gattungs- und dem Artepitheton (wobei ich meine, auch wenn man es bei Tante Google so findet, "Gattungsepitheton" wiederum nicht richtig ist, aber möglicherweise hat es sich so eingebürgert).

    Der Gattungsname wird meist (nicht immer) dem Altgriechisch entlehnt und latinisiert. Würde man den Gattungsnamen einem Lateiner sagen und um die Bedeutung bitten, würde der Lateiner einem nur einen Vogel zeigen. Der Artname hingegen wird meist dem Latein entlehnt und entsprechend "latinisiert". Auch diese ergeben oft, aus Sicht des Sprachwissenschaftlers, eher keinen grammatisch sauberen Sinn.

    Mancher Artname wird an den Gattungsnamen der Wirtspflanze angelehnt. So z.B. Chrysomela populi, eine unserer großen Blattkäferarten, die an Pappel (Gattung Populus -> populi leben und an dieser fressen).

    Dann kommt noch hinzu, dass sowohl der Gattungs- als auch der Artname die Ehrung einer Person wiedergeben soll. Das heißt, es wird der Name eines Wissenschaftlers oder einer anderen Person genommen und entsprechend latinisiert. So mancher hat auf diese Art und Weise seine Vorbilder, seine Familienangehörigen, Politiker oder jemanden, der die Forschung finanziert hat, jemanden, der verehrt wird etc. pp. geehrt und verewigt. Zu erkennen z.B. an Namen wie Carabus linnei (linnei - also Carolus Linnaeus oder Karl von Linné, der Begründer dieser binären Nomenklatur ist), oder Carabus fabricii (zu Ehren von Johann Christian Fabricius, ein Schüler von Karl von Linné und auch Mitbegründer der binären Nomenklatur) und viele weitere. Leider gibt es auch einen Anophthalmus hitleri, der tatsächlich 1937 von Scheibel zu Ehren von Adolf Hitler benannt wurde. In seiner Erstbeschreibung schrieb er als Schlusssatz dazu: "Dem Herrn Reichskanzler Adolf Hitler als Ausdruck meiner Verehrung zugeeignet." Leider lässt sich das, wegen der Prioritätsregeln der internationalen Nomenklatur nicht mehr ändern. Der Name wird erhalten bleiben.

    Liebe Grüße

    Klaas   

  • Der Reihe nach:

    Susanne und Werner, Eure Anmerkungen haben mich mehr als erfreut, Super!

    Zur Sache: Ich wollte einen Bericht fürs Forum zu schreiben. Just in dem Moment entdeckte ich den D. r. an meinem Fenster. Ohne viel zu hinterfragen nahm ich die Sichtung in den Bericht auf.

    Markus Wissen ist anzuerkennen. Ich kannte den Namen des Weberknechtes nicht. Sabine bestätigte ihn. Ich selber fand bei mir einen zweiten D. r.

    Dessen Beine waren jedoch normal gespreizt.

    Für Verwirrung sorgte das Lateinische Palindrom (Google) unter dem Foto von Markus. Das war von mir gemeint als ich schrieb "Latein ist nicht mein Ding".

    Muss ich denn auch noch Filme aus den 70er/80er Jahren kennen ... Irgendwo ist mein Latein am Ende. Erst heute googelte ich.

    Klaas, ich bedanke mich für deine Fleißarbeit! Einiges lernte ich durch deine Ausführungen dazu. In Zukunft wirst Du von mir stets 'Wissenschaftliche Namen' lesen, nicht Lateinischer Name.

    Sabine, verstehe ich das richtig, dass Du gern ein Foto von einer Schafgarben-Silbereule hättest? So oder so, ich füge eine Seitenansicht bei. Dieses Foto stammt aus 2021, meine ältestes aus 2007.

    Mit freundlichen Grüßen

    Hermann

    Einmal editiert, zuletzt von block (14. September 2021 um 22:26)

  • Lieber Hermann,

    danke für die Seitenansicht, aber das meinte ich gar nicht.

    Dafür darst du mir gerne mal eine Schafgarben-Silbereule vorbeischicken.

    Was ich meinte: Die würde ich gern auch mal sehen, in Schleswig-Holstein ist sie noch selten und wandert von Süden her zu. Ich habe die noch nirgends gesehen. Dabei ist sie sowas von hübsch.

    Liebe Grüße Sabine


    Ich verstehe nicht, dass wir unseren wunderbaren Planeten umbringen,
    aber zum unwirtlichen Mars fliegen wollen.
    Franz Viehböck (*1960, bisher einziger Weltraumfahrer Österreichs)

  • Für Verwirrung sorgte das Lateinische Palindrom (Google) unter dem Foto von Markus. Das war von mir gemeint als ich schrieb "Latein ist nicht mein Ding".Muss ich denn auch noch Filme aus den 70er/80er Jahren kennen ... Irgendwo ist mein Latein am Ende. Erst heute googelte ich.

    Moin Hermann,

    musst du natürlich nicht. Das Palindrom nutze ich seit Jahren in vielen Foren als Signatur. Aber freut mich, dass es dich so interessiert hat, dass du es gegoogelt hast :D

    Kleine Feuerfalter und Gammaeulen konnte ich am Wochenende auch einige am Rhein beobachten, sehr schön nach dem doch sehr falterarmen Jahr.

    Viele Grüße

    Markus

    In girum imus nocte et consumimur igni

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