Noch ein Blick ins All

  • Nach einem astronomisch eher mäßigen Sommer habe ich die Schönwetterperiode für eine Fotonacht auf dem Hohen List in der Eifel genutzt.

    Wir testeten eine Schwarz-Weiß Astro-Kamera mit Kühlung und Filterrad (QHY268 M) Chipforamt APS-C. Die Kamera wurde am Focalreducer des 1-Meter Spiegels angebracht.

    Die Brennweite damit 6400 mm bei 1065 mm Objektivöffnung = Blende (f) 6.

    Parallel dazu zum Vergleich eine CanonEOS 5D2 Astromodifiziert am Vixen VC-200L Astrograph 200/1800 mm f= 9.

    Alle fotografierten Objekte sind sehr klein und lichtschwach und mit bloßem Auge nicht zu sehen. Selbst kleinere Fernrohre wären hier überfordert.

    Zu Beginn jeder Fotoarbeit heißt es die Kameras richtig scharfzustellen. Das kann man bereits in der Dämmerung an einem hellen Stern machen.

    Danach wird die Kuppel abgedunkelt und der Kontrollraum aufgesucht. Von hier lassen sich Fernrohre und Kameras übers Netz steuern.

    Hier ein (Handy-)Bild vom Kontrollraum.

    Erstes Bild ist eigentlich nur ein Testbild für die Filtereinstellungen der S&W Kamera. Mit ihr werden von jedem Objekt 4 Bilder mit verschiedenen Filtern gemacht.

    Diese werden per Software zu einem Farbbild zusammengefügt. (das macht eine Digitalkamera mit Hilfe des Bayerpatterns (Farbfilter auf dem Sensor) und der Firmware (Bildbearbeitung)

    selbstständig) Wir machten noch in der Dämmerung eine Aufnahmeserie des Ringnebels im Sternbild Leier. Wegen des noch relativ hellen Himmelshintergrundes nur mit 2 Filtern (H-Alpha (rot) und OIII (grün). Ich habe das Ergebnis trotzdem mal zu einem Farbbild zusammengerechnet (Blauinformationen aus dem OIII-Bild).

    Messier 57 Ringnebel Leier

    QHY268 mono HA/OIII

    Cassegrain-Nasmyth 1065/6400mm (Focalreducer)

    26x 60 sec 8x Darkframes

    3x Binning

    02.09.2021 Hoher List / Eifel

    Bei den folgenden Bildern zeige ich immer 2 Aufnahmen. Einmal mit der Canon DSLR am 8" (200) Astrografen mit 1800 mm Brennweite. Eigentlich schon eine relativ große Brennweite.

    Und als zweites Bild das mit der S&W Kamera am 1-Meter Spiegel.

    Messier16 Sternhaufen mit IC 4703 Adlernebel im Sternbild Schlange

    Canon EOS 5D2 A Vixen VC-200L Astrograph 200/1800 mm

    18x 120 sec 4x Darkframes ISO 1600

    02.09.2021 Hoher List / Eifel

    und mit der QHY268 mono RGB/HA (Rot-Grün-Blau / H-Alpha Filter) bei der großen Brennweite nur noch ein Ausschnitt des Nebels

    Cassegrain-Nasmyth 1065/6400mm (Focalreducer)

    20x 120 sec 8x Darkframes

    3x Binning

    02.09.2021 Hoher List / Eifel

    NGC 6823 Sternhaufen mit Elephant Trunk Nebula im Sternbild Fuchs Hier nur schwach zu erkennen.

    Canon EOS 5D2 A Vixen VC-200L Astrograph 200/1800 mm

    16x 120 sec 4x Darkframes ISO 1600

    02.09.2021 Hoher List / Eifel

    mit der QHY268 mono RGB/HA schon deutlich besser zu erkennen.

    Cassegrain-Nasmyth 1065/6400mm (Focalreducer)

    24x 120 sec 8x Darkframes

    3x Binning

    02.09.2021 Hoher List / Eifel

    IC59 / 63 Reflexionsnebel im Sternbild Kassiopeia nahe des Sterns Gamma Cas (der helle Stern unten rechts)

    Canon EOS 5D2 A Vixen VC-200L Astrograph 200/1800 mm

    10x 240 sec 4x Darkframes

    ISO 1600

    03.09.2021 Hoher List / Eifel

    bei 6400mm Brennweite ist nur noch IC 63 auf dem Bild

    QHY268 mono RGB/HA

    Cassegrain-Nasmyth 1065/6400mm (Focalreducer)

    16x 120 sec 8x Darkframes

    3x Binning

    03.09.2021 Hoher List / Eifel

    und zum Schluß noch VDB1 ein Reflexionsnebel (blau) und der Galaktische Nebel GN 00.08.8 (rot) im Sternbild Kassiopeia.

    auf dem Bild mit der canon DSLR und 1800 mm Brennweite kaum zu sehen. Der blaue VDB1 befindet sich in der Bildmitte um das fast gleichhelle Sternendreieck.Links oberhalb kaum sichtbar ein rötlicher

    Fleck - GN 00.08.8.

    Canon EOS 5D2 A Vixen VC-200L Astrograph 200/1800 mm

    6x 300 sec 4x Darkframes

    ISO 1600

    03.09.2021 Hoher List / Eifel

    deulich besser mit dem großen Spiegelteleskop.

    QHY268 mono RGB/HA

    Cassegrain-Nasmyth 1065/6400mm (Focalreducer)

    20x 120 sec 8x Darkframes

    3x Binning

    03.09.2021 Hoher List / Eifel

    Ergebnis des Kameratests -zufriedenstellend, aber es braucht mehr Belichtungszeit für einige Objekte. Pro Nacht sind also maximal 2-3 Objekte sinnvoll.

    Die Bilder brauchen auch noch eine erhebliche Nachbearbeitungszeit. Ich habe für diese Aufnahmen oben etwa 12 Stunden am PC verbracht (nicht alles auf eimal :sleeping: )

    Viele Grüße

    Dirk

  • Eine groooße, ferne, weite Welt...

    Und sie sägten an den Ästen, auf denen sie saßen und schrien sich ihre Erfahrungen zu, wie man besser sägen könne. Und fuhren mit Krachen in die Tiefe. Und die ihnen zusahen beim Sägen schüttelten die Köpfe und sägten kräftig weiter.
    (Bertold Brecht)

  • Was für coole Fotos! Danke für die Einblicke, die uns sonst verschlossen bleiben... Viel Vorarbeit, noch mehr Nacharbeit und einiges technisches Wissen! :thumbup:

    Viele Grüße

    Addi

    Viele Grüße

    Addi

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    "In den kleinsten Dingen

    zeigt die Natur

    ihre größten Wunder."

    Carl von Linné (1707 - 1778)

  • Ja Dirk ,wunderbare Aufnahmen sind euch da gelungen.

    An diesem Thema war ich früher sehr nah dran .In den Achtzigern führte ich Besucher zum Fertigungsort des 3,5 Meter Spiegels und zu einem Blick in die große Montagehalle für Teleskope.

    Heute noch ,wenn ich nur an die riesigen Dimensionen des Alls denke - wird mir ganz mulmig !

    Jeder weiss was ,zusammen wissen wir viel und insgesamt wissen wir viel zu wenig !

  • Hallo Dirk!

    Die Weite unserer Milchstraße ist für unser Gehirn nicht fassbar. Die Gesamtheit der Galaxien geht weit über den Verstand. Trotzdem halten wir uns für das Nonplusultra der Schöpfung. Armer Homo sapiens.

    Bild 4 des Nebels Cassegrain-Nasmyth ist für mich der Hammer. Wenn Gott existiert, ist er da draußen und zeigt uns auf dem Foto mit seiner Hand in Richtung der wahren Bedeutung unseres Seins (natürlich sinnbildlich gesprochen).

    (Und das schreibe ich als die Wahrheit suchender und nie werde findender Agnostiker. Die Tatsache: Wieso gibt es überhaupt etwas, wo auch alles im Nichts hätte bleiben können, beschäftigt mich seit langem.)

    Viele Grüße

    Burkhard

    4 Mal editiert, zuletzt von burki (7. September 2021 um 22:58)

  • Zitat

    Nur grob, was muss da alles gemacht werden?

    Bei den Aufnahmen der Schwarz-Weiß Kamera werden für jeden Farbkanal rot-grün-blau mit den jeweiligen Farbfiltern S&W Bilder gemacht Zusätzlich sind noch Spezialfilter möglich (z.B. H-Alpha =Wasserstoff =schmalbandiges Rotfilter oder OIII = Sauerstoff = schmalbandighes Blaufilter).

    Bei meinen Bildern verteilen sich die Aufnahmen auf 4 Filter (bis auf den Ringnebel am Anfang das wraen es nur H-Aplpha und OIII).

    Das heißt bei einer Belichtungszeit von 20x 120 sec 5 x120 sec Rot, 5x120 sec grün usw. Diese Rohbilder im Format APS-C (6280x4210 Pixel 16-Bit = 65.356 Graustufen ) werden für jeden Kanal mit einer Astrosoftware (DSS) aufaddiert dabei werden die Darkframes (Dunkelbilder die nach jeder Aufnahmeserie gemacht werden) abgezogen-> Rauschverminderung). Nach diesem Verfahren habe ich dann 3 bzw. 4 Graustufenbilder im 32-Bit FITS-Format.

    Die unterschiedlichen Himmleshelligkeiten der Bilder werden angeglichen und zu einem RGB-Bild mit 32-Bit Farbtiefe zusammengeführt. Die Ausrichtung funktioniert dabei automatisch) Das fertige Farbbild (32 Bit FITS) wandle ich dann in ein 16-Bit tiff um. Dieses bekommt dann in Photoshop noch eine Nachbearbeitung (Dafür hab ich mir Scripte erstellt) - Bildobjekte aufhellen, Himmelshintergrund abdunkeln, echte unscharfe Maske (je nach Objekt) und nach Bedarf auch noch Farb- und lokale Schärfekorrekturen. Das Resultaqt kann ich dann als jpeg-Bild abspeichern.

    Bei den Bildern der Canon DSLR (EOS 5D2 Astromodifiziert d.h. die UV & Infrarot-Sperrfilter vor dem Sensor wurden entfernt) erhalte ich sofort 14 Bit RAW-Bilder in Farbe. Diese werden dann mit den ebenfalls gemachten Darkframes mit der Astrosoftware zu einem Farbbild aufaddiert.

    Danach geht es direkt zur Weiterbearbeitung in Photoshop s.o.

    Dadurch ergibt sich der erhebliche Zeitaufwand sowohl für die Erstellung der Rohbilder als auch für die Nachbearbeitung.

    Viele Grüße

    Dirk

  • Und das als Hobby...! Deine Erklärung hört sich so an, als ob man dafür studiert haben müsste...! Kein Wunder, dass bei dem Aufwand die Nachbearbeitung seine Zeit dauert. :78: Die Ergebnisse sprechen für sich!

    Viele Grüße

    Addi

    Viele Grüße

    Addi

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    Carl von Linné (1707 - 1778)

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