ratlos => Männchen einer Fettspinnen-Art (Steatoda spec.)

  • hallo freunde!

    entdeckte dieses exemplar als es die wand hochkletterte

    weiss jemand worum es sich handelt?

    edit: ja gut das wir alle aus dem selben land kommen sollte klar sein bzw hätte es erwähnt wenn ich in äthopien wohne oder so geht natürlich um deutschland
    das bundesland sollte keine rolle spielen da mir nicht bekannt ist das irgendwelche spinnen sich nur auf ein bestimmtes bundesland begrenzen und diese grenzen
    peinlich genau einhalten :D

    also es handelt sich beim fundort um deutschland,berlin

    grösse unter 1 cm

  • Bezüglich einer Bestimmung kann ich hier nicht weiter helfen. Aber den Zahn, dass sich Spinnen nicht strikt an Ländergrenzen halten, kann ich Dir in gewisser Weise ziehen. Zwar halten sich Spinnen und alle anderen Lebewesen nicht an Grenzen, die vom Menschen gemacht sind. Sie haben aber ihre eigenen Grenzen, die bestimmt werden durch Temperatur, Feuchtigkeit, Nahrungsangebot und weitere Faktoren. Es gibt durchaus Verbreitungsgrenzen, die dafür sorgen, dass Arten nur im Osten, Süden, Westen oder Norden gefunden werden..., oder möglicherweise sogar nur auf einen engen Raum begrenzt.

    So ist Carabus intricatus, eine Art, die zwar überall in Deutschland vorkommen, in den meisten Bereichen des Landes darauf angewiesen Südhänge mit lockerem Laubwaldbestand zu finden (es gibt ganz im Süden Deutschlands Ausnahmen, in Südeuropa spielt das überhaupt keine Rolle mehr). Anderen Falles stimmen hier die Temperaturen im Jahresmittel nicht und die Art kommt nicht vor.

    Carabus auronitens und irregularis hingegen sind Arten, die zwingend die Nordhänge benötigen. Als würde das nicht reichen, verlangen sie auch noch einen kalkigen Untergrund. Natürlich gibt es auch hier, zumindest bei auronitens, Ausnahmen, welche die Regel bestätigen. auronitens kann auch im Großraum Münster, bis rüber nach Holland gefunden werden. Bekanntermaßen ist der Bereich topfeben.

    Dytiscus latissimus ist eine Art, die bei uns immer seltener wird, weil sie Kälte benötigt. Die Tiere leben im Wasser und paaren sich bereits im Januar/Februar, wenn die Gewässer zuweilen noch zugefroren sind. Die Art wird immer seltener, unter anderem, weil sie der globalen Erwärmung Richtung Norden ausweicht (die Seltenheit hat auch noch andere Gründe). Aktuelle Nachweise derzeit nur aus dem Bereich der Mecklenburgischen Seenplatte.

    Chalcophora mariana ist eine sehr Wärme bedürftige Art. Nachweise aus Deutschland nur in einem eng umgrenzten Bereich im Dreiländereck Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und die trockenen Heiden in den neuen Bundesländern (kann man da überhaupt noch von neuen Bundesländern sprechen???).

    Buprestis haemorrhoidalis kommt in Deutschland aktuell nur in Baden-Württemberg vor und hier nur in einem sehr eng umgrenzten Raum. Der Grund für die Grenzen ist nicht bekannt, dürfte aber neben Wärme noch mit anderen Faktoren zusammen hängen.

    Buprestis novemmaculata wird aktuell nur aus den "neuen Bundesländern" und hier nur aus den trockenen Kiefernheiden gemeldet. Einzelnachweise in anderen Bundesländern gibt es, aber so vereinzelt, dass man hier wohl von der "Auslöschungszone" sprechen muss.

    Das Spielchen kann man unendlich weiter treiben. Sogar so weit, dass Dromius meridionalis innerhalb Deutschlands über viele Jahrzehnte nur von der Insel Fehmarn gemeldet wurde. Erst die globale Erderwärmung hat es dieser Art ermöglicht die Insel (wieder) zu verlassen und sich deutlich weiter im Land auszubreiten.

    Also, unsere Grenzen interessieren die Tiere nicht. Aber sie haben ihre eigenen GRenzen, so dass eine halbwegs präzise Angabe, wie Du sie hier nachträglich geliefert hast, bei der Bestimmung durchaus weiter helfen kann. Auch, weil es oft so ist, dass es Verwechslungsarten gibt, die sich am Foto nicht trennen lassen, deren Lebensumstände aber eine Trennung ermöglichen können, wenn man z.B. deren Herkunft kennt. Last but not least gebe ich zu bedenken, dass der Mensch oft genug Tiere und Pflanzen verschleppt, die hier bisher nicht vorkommen. Und all zu oft sind diese Arten dann in der Lage dauerhaft oder zumindest vorübergehend eine Population aufzubauen.

    Viele Grüße
    Klaas

  • und Steatoda-arten sind prinzipiell für den menschen ungiftig? ( schon klar dosis macht das gift aber gehen wir nur von 2-3 exemplaren aus)


    ok ich bin kein experte (find das foto äusserst gelungen!) aber für mich sieht das vieh schon recht giftig und bösartig aus drum frage ich hier auch im forum.


    ihr würdet mich warnen oder?

    also lieber eine falsche aber warnende vermutung zuviel als gar nichts gesagt!

  • Wir haben in Deutschland praktisch keine bedeutenden Giftspinnen. Die als giftig gemeldeten Arten sind die Kreuzspinne (Araneus diadematus) Die Wasserspinne (Argyroneta aquatica und einige Dornfingerarten (Cheiracanthium ssp.). Kreuzspinne und Wasserspinne sind völlig unbedeutend in ihrer Giftwirkung, da der Biss meist schmerzhaft bezeichnet wird, eine Giftwirkung aber weitestgehend ausbleibt und nur geringe Symptome genannt werden, wie länger anhaltender Schmerz im Bereich der Bißstelle, wenn jemand etwas empfindlicher ist auch leichtes fieber, Mattigkeit und ähnliches. Für die Wasserspinne gilt gleiches. Bei Dornfingern wird die Giftwirkung schon deutlich stärker. Schmerzhaft an der Bissstelle, auch über mehrere Tage hinweg, allgemeines Unwohlsein, Schwindel, leichtes Fieber etc. Aber keine der hier vorkommenden Arten ist wirklich gefährlich, geschweige denn lebensbedrohlich. Einen Arzt sollte man aber so oder so aufsuchen, weil die Bissstelle sich auch durchaus entzünden kann. Tut sie aber selten.

    Was die Dosis betrifft: damit es nennenswert gefährlich wird, müsstest Du die Tiere züchten und eine große Schar Individuen dazu bringen zuzubeißen. Das Tier, welches Du da gefunden hast, könnte vielleicht zubeißen. Man hört bei uns aber praktisch nichts über Bissunfälle mit Spinnen. Bienen-, Wespen- und Hornissenstiche sind sehr viel häufiger. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Du Dich im Gift einer Spinne gewissermaßen wälzen willst. Wenn überhaupt, dann beißt sie einmal zu. Dann wirst Du Abstand suchen dun es wird nicht zu einem zweiten Biss kommen. Und last but not least mal ein Beispiel: die Schwarze witwe (Latrodectus decimguttatus) aus dem Süden der U.S.A. und weiter südlich, gilt als in der giftwirkung ihres Bisses lebensbedrohlich. Aber auch hier lässt sich der Prozentsatz unter den Gebissenen, die dann an den folgen sterben, wohl noch nicht mal in Prozent ausdrücken. Hinzu kommt, dass das Gift der Männchen nicht weniger gefährlich ist, als das der Weibchen. Da aber die Beißwerkzeuge der Männchen zu klein sind, können sie nicht mal unsere Haut durchdringen. Und das dürfte bei uns für weit über 90% der heimischen Spinnenarten zutreffen.

    Nebenbei bemerkt soll die Zitterspinne (Pholcus phalangioides) bei unseren Spinnen das stärkste Gift haben und kommt auch noch praktisch in jedem Keller vor. Für den Menschen aber völlig ungefährlich, weil sie mit ihren Beißerchen nicht durch unsere Haut kommt.

    Viele Grüße
    Klaas

  • alles klar nur im hinterkopf habe ich den gedanken, dass grade in einer großstadt in der ich mich befinde... gepaart mit der politik der offenen grenzen
    viele dinge nicht mehr gelten die man bislang als fakt betrachtet hatte. sprich; wer weiss was hier alles eingeschleppt wird.
    will man als spinnenfreund in der expertise also punkten sollte man sein wissen um arabische sowie afrikanische spinnenvölker erweitern um up to date zu bleiben

    danke euch

  • Die Wahrscheinlichkeit, dass Du in der Stadt auf eine faunenfremde Art triffst, ist nahezu 0. Da ist es wahrscheinlicher, dass Du im Hamburger 'Freihafen mit den zuständigen Inspekteuren hier und da im Container was findest, was aber meist schon tot ist, weil es vergast wurde. Einschleppungen nach (Mittel-)Europa erfolgen meist mit Holz, Pflanzen, Lebensmitteln und ähnlichem. Und da sind Spinnen nur sehr selten dabei. In der Regel sind am wahrscheinlichsten irgendwelche Käferarten. Da dürfte der Hamburger Freihafen, so sie die gefunden Käfer aufbewahren, eine sehr interessante Sammlung haben.

    Die Spinnenarten, die mit ihrem Gift ordentlich Schaden anrichten können, kommen aus südlicheren Gefilden. Die gefährlichste europäische Spinnenart ist die Malmignatte, eine nahe Verwandte der Schwarzen Witwe, gleiche Gattung, andere Art (Latrodectus tredecimguttatus), deren Biss einen ausgesprochen geringen Prozentsatz an tödlichen folgen zeigt, jedoch schwere Verläufe mit bleibenden Schädigungen, wie z.B. Lähmungen i, Bereich der Bißstelle. Die Art kommt rund ums Mittelmeer vor, ist gar nicht mal so selten, aber in so fern harmlos, dass sie sehr beißunwillig ist. Außerdem müsstest Du, um eine Begegnung mit ihr zu haben, intensiv durch offene Graslandschaften mit hohem Gras laufen. Habe ich in meinem Leben schon oft gemacht und bin bisher bissfrei durch mein Leben gekommen. Im Gegensatz dazu habe ich bereits drei Bienenstiche, zwei Hummelstiche und vier Wespenstiche hinter mir, ohne mich hier in irgendeiner Form provokativ verhalten zu haben. Immer, wenn ich es "wage" in Nestnähe zu gehen, passiert hier nichts, also "Stich by mistake" sozusagen.

    Wenn wir jetzt diese Malmignatte nehmen und sie meinetwegen mit Pflanzentransporten nach Mitteleuropa verschleppen, wird sie sich von dem Gelände, wo sie ankommt, nicht weit entfernen. Das "schlimmste", was passieren kann ist, dass sie mit einer Pflanze in ein Gartencenter verschleppt werden, wo Du besagte Pflanze kaufst und in Deinem Garten einsetzt. Bei all dem würde nichts passieren, weil die Spinne zwar beunruhigt wäre, aber keine Gefahr für sich sehen würde. Gehen wir jetzt davon aus, dass es sich um ein Weibchen handelt, dass womöglich schon befruchtet wurde und bei Dir im Garten Eier legt, wirst Du für einen kurzen Zeitraum die Jungspinnen im Garten haben, vorausgesetzt diese schlüpfen vor dem Winter. Überwintern die Eier, wirst Du im Frühjahr nichts im Garten haben, weil die Eier selbst relativ milde Winter bei uns nicht überstehen, die Spinnen ebenso wenig. Es kommt also nicht zur Bildung einer dauerhaften oder vorübergehenden Population. Und die Spinnen würden besten Falls "by mistake" ins haus kommen, weil sie dort praktisch keine Überlebenschance hätten und innerhalb weniger Stunden vertrocknen würden.

    Am wahrscheinlichsten wäre eine wirklich giftige Spinne in der Wohnung, wenn Du sie mit der Yukapalme oder Bananenpalme oder was auch immer aus einem Gartencenter in deine Wohnung verschleppst. Die Wahrscheinlichkeit einer Spinne in einer Pflanze liegt aber praktisch bei Null. Die Wahrscheinlichkeit einer gefährlichen Giftspinne noch unendlich viel mehr bei null. Vielleicht einmal im Jahr kommt was in der Presse, dass in einem Supermarkt eine Spinne aus einer Bananenkiste raus gehüpft ist. Meistens ist das eher ein großes Märchen, eine Zeitungsente, weil grade nichts passiert, oder die Geschichte eines sensations lüsternen "Publikums", dass mal wieder Futter und eindeutige Belege für die eigenen Ängste benötigt (die Tante vom Onkel des Nachbarn des Schwagers der anverheirateten Kusine des zehnten Stellvertreters des Oberbürgermeisters vom Nachbardorf hat was gehört. Die Geschichte ist Glaubhaft, weil signiert wurde mit "Heinz Sielmann" und die Person absolut glaubwürdig ist (leider auch die zwanzigste in der Kette der Märchenerzähler). Also, die, wie man in Fachkreisen so schön sagt "Spinne in der Yukapalme" ist meist ein Märchen, selten eine Tatsache und wenn dann eine Tatsache, ausgesprochen selten eine wirklich gefährliche Giftspinne. Es ist wahrscheinlicher, dass Du im Urlaub in südlichen Gefilden einer begegnest, als in Deiner Wohnung. Selbst wenn dem Nachbarn, der Spinnen hält, eine ausgebüxt sein könnte.

    Liebe Grüße
    Klaas

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